Musikstück der Woche

Alina Ibragimova und Cédric Tiberghien spielen Clara Schumanns 3 Romanzen

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AUTOR/IN
Jörg Lengersdorf

Es ist schier unfassbar, wie Clara Schumann in Düsseldorf die Ruhe finden konnte, diese magische Musik zu schreiben. Denn ruhige Momente dürften in jenen Jahren am Rhein für sie eher die Seltenheit gewesen sein.

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Eine Stadt, viele Wohnungen

Vier mal sind die Schumanns in Düsseldorf allein in den Jahren von 1851 bis 1854 umgezogen. In der ersten Wohnung, am Rande der Altstadt, störte sie der schreckliche Straßenlärm, in der zweiten Wohnung flogen die Schumanns raus, weil das Haus verkauft wurde. In der dritten Wohnung in der Herzogstraße klagte man über entsetzliche Nachbarn und von der vierten Wohnung aus in der Bilker Straße spazierte Robert am Rosenmontag 1854 los, um sich in den Rhein zu stürzen.

Kurz zuvor hatte Clara Schumann aber endlich ein eigenes Arbeitszimmer bekommen, in dem sie üben und komponieren konnte.

Aus dem Hinterzimmer an den Königshof

Die Romanzen für Violine und Klavier hat Clara Schumann in eben jenem privaten Hinterzimmer des Hauses in der Bilker Straße in Düsseldorf komponiert, das ihr endlich wieder zu arbeiten erlaubte. Räumlich von Roberts Arbeitsbereich getrennt, wollte sie ihren Mann auf keinen Fall stören. Er sollte möglichst wenig von ihrer Erwerbstätigkeit bemerken. Robert war ehrgeizig, aber Clara war Spitzenverdienerin.

Klavierspielend gehörte sie immerhin zu den virtuosesten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Sie hatte schon als Kind in ganz Europa konzertiert. Und man darf davon ausgehen, dass Robert, der ältere Ehemann und definitiv weniger konzerterfahrene Klaviervirtuose, eifersüchtig war. Es kann nicht immer einfach gewesen sein im Hause Schumann.

Berühmt wurden die Stücke auch am Hannoveraner Hof. Der König war von Clara Schumanns Romanzen "entzückt" und erklärte, indem er sie gleich zu neuen Kompositionen animierte, er könne es "kaum erwarten", wieder in den Genuss eines solchen "wunderbaren, himmlischen Genusses" zu kommen.

„Eine irrsinnige Kraft des Ausdrucks“

„Alina Ibragimova und Cédric Tiberghien: Eine irrsinnige Kraft des Ausdrucks“, urteilte 2020 Musikkritiker Udo Badelt im Berliner Tagesspiegel. „Aufeinander hören, das müssen alle Musiker. Doch wie sie miteinander konzertieren, geht weiter über das Übliche hinaus.“

2021 traten Ibragimova und Tiberghien für SWR2 bei den Ettlinger Schlosskonzerten gemeinsam auf. Dabei spielten sie auch das SWR2 Musikstück der Woche ein.

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