Musikstück der Woche

Alexander Glasunow: Saxophon-Konzert

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AUTOR/IN
Julia Schwarz

Dirk Nowitzki spielt darauf, wenn er nicht gerade Körbe wirft, Ex-Präsident Bill Clinton nutzte es einst im Wahlkampf und Lisa Simpson aus der Kultserie mit den gelben Stachelhaaren wäre nicht Lisa Simpson ohne das Instrument, dem das aktuelle Musikstück der Woche gewidmet ist: Das Saxophon!

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Innovation mit Potenzial

Die Virtuosität von Flöte oder Klarinette mit kraftvollem Tiefensound verbinden, das schwebte dem belgischen Tüftler und Musiker Adolphe Sax vor, als er um 1840 ein neuartiges Blasinstrument entwickelte und bald im musikhungrigen Paris präsentierte.

Mit Erfolg: „Voll, weich, schwingend und äußerst kraftvoll“ lobte kein Geringerer als der Instrumentationsspezialist und Komponist Hector Berlioz das goldfarbene Ding und taufte es kurzerhand nach seinem Erfinder: Saxophon!

Einem großen Musiker gewidmet

„Ich begann mit der Arbeit an dem Werk im März unter der Einwirkung nicht etwa von Anfragen, sondern von Attacken eines dänischen Saxophonisten mit Namen Sigurd Rascher.“

Während sich das robuste neue Instrument in den französischen Militärkapellen schnell großer Beliebtheit erfreute, dauerte es seine Zeit, bis sich Komponist*innen für das Saxophon als Solo-Instrument interessierten. Dem beharrlichen Drängen des großen Saxophonisten Sigurd Rascher, der 1933 von Deutschland nach Dänemark und später in die USA emigrierte, verdankt die Nachwelt rund 200 Werke für Saxophon, darunter auch das Konzert für Saxophon und Streichorchester in Es-Dur. Der russische Komponist Alexander Glasunow hat es 1934 für ihn geschrieben.

Melodie in Sahne-Lage

Schon der erste Einsatz des Saxophons wärmt das bis dahin eher düstere Orchesterspiel deutlich auf. Glasunow, der in St. Petersburg Professor für Instrumentationslehre war, konnte hervorragend orchestrieren und lässt das Anfangsthema durch das ganze Stück hindurch immer wieder aufleben. Geschickt nutzt er die Sahne-Lage, in der das Saxophon mit dem Orchesterklang verschmilzt, für die gesanglich-melancholischen Passagen. Dazwischen spielt er die Beweglichkeit und die prägnante Klangfarbe in den höheren Lagen aus und komponiert mit schnellen Läufen und großer Geste Virtuosen-Futter.

Repertoire-Klassiker

Das intelligente Klangfarbenspiel und der spätromantische Tonfall, in dem das Saxophon warm badet – ohne in Kitsch zu schwelgen! –, haben dazu beigetragen, dass Glasunows Konzert seit der Uraufführung mit Sigurd Rascher zu einem Klassiker der Saxophon-Literatur avancierte und heute regelmäßig in den Konzertsälen zu hören ist.

Theodore Kerkezos

Der griechische Saxophonist Theodore Kerkezos ist ein Meister seines Instruments. Von Boston bis St. Petersburg konzertiert er mit namhaften Orchestern und wurde für seine zahlreichen CD-Einspielungen des klassischen Saxophon-Repertoires mehrfach ausgezeichnet. Wie Sigurd Rascher wurden auch ihm bereits Werke auf die Klappen geschrieben u. a. von Iannis Xenakis, Mikis Theodorakis und Friedrich Cerha. Rund zwanzig Jahre lang gab er sein Können und seine Erfahrung an die nächste Saxophonist*innen-Generation weiter als Professor am Nationalen Konservatorium Athen.

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Julia Schwarz