Musikstück der Woche vom 9.11.2009 bis 15.11.2009

Vier Tage im Januar

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Vier große Sinfoniesätze, knapp vierzig Minuten Spieldauer und das ganze in nur vier Tagen komponiert - kaum vorstellbar, welche Schaffenskraft und welcher Wille dahinter stecken.

Robert Schumann schuf auf dem Höhepunkt seines Lebens seine sogenannte "Frühlingssinfonie" im Januar 1841. Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg spielte sie unter Leitung von Hans Zender am 12.01.2007 im Freiburger Konzerthaus.

"In feuriger Stunde"

"Ganz selig" sei er gewesen, als er "in feuriger Stunde" seine erste Sinfonie geschrieben habe, teilte Robert Schumann mit. Man mag es ihm glauben, dass es ein wahrer Schaffensrausch gewesen sein muss, in dem dieses Werk 1841 entstand. Nahezu unvorstellbar ist es, was an diesen vier Tagen im Januar entstand, nämlich die komplette Partiturskizze zu seiner ersten, sogenannten Frühlingssinfonie. Dieser Sinfonie-Name geht weniger auf die Entstehungszeit zu Jahresbeginn zurück, als vielmehr auf ein Motto, das Schumann seiner Sinfonie in Form eines Gedichts von Adolf Böttger mitgab: "O wende, wende deinen Lauf/ Im Tale blüht der Frühling auf!" notierte er n den Hörnern und Trompeten.

Zeitgenössisches Porträt des deutschen Komponisten Robert Schumann (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa -)
Robert Schumann

Schumann war zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt, frisch verheiratete und hatte ein schaffensreiches "Liederjahr" 1840 hinter sich, in dem er sich zahlreichen Gedichtvertonungen gewidmet hatte. Vor allem am Vorbild Franz Schuberts (und konkret dessen Großer C-Dur-Sinfonie) orientierte sich Schumann für seine eigene erste Sinfonie.

Wichtig ist, dass trotz des 'blumigen' Titels Schumanns Sinfonie keine Programm-Musik darstellt, sondern in einer klaren, klassischen Sinfonietradition steht und sich in der Nachfolge von Beethoven und Schubert sieht. Aufgeführt wurde die Sinfonie zwei Monate nach ihrer Entstehung an prominenter Stelle mit prominenten Interpreten: Felix Mendelssohn-Bartholdy dirigierte sie am 31. März 1841 im Leipziger Gewandhaus.

Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

Die Geschichte des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg reicht in das Jahr 1946 zurück. Sie ist geprägt von unroutiniertem Umgang mit der Tradition, Aufgeschlossenheit für das Neue und Ungewöhnliche: Tugenden, über die auch Chefdirigent Sylvain Cambreling in ungewöhnlichem Maße verfügt, der seit 1999 mit dem Orchester arbeitet. Er bildet, zusammen mit seinem Vorgänger Michael Gielen und Hans Zender als ständigen Gastdirigenten, ein Triumvirat, wie es in der internationalen Orchesterlandschaft beispiellos ist.

SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg (Foto: SWR, SWR - Lamparter)
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

Dass man mit hohen Ansprüchen Erfolg haben kann, beweist das Orchester bis heute. Mehr als 300 von ihm eingespielte Kompositionen sind auf CD erschienen, und es reist seit 1949 als musikalischer Botschafter durch die Welt. Zahlreiche Gastspiele verzeichnet die Orchesterchronik, darunter regelmäßig zum Festival d’Automne Paris, den Salzburger Festspielen, nach Wien, Berlin und Edinburgh, Brüssel, Luzern, Strasbourg, Frankfurt...

1999 spielte das Orchester in der New Yorker Carnegie Hall u.a. die amerikanische Erstaufführung von Bernd Alois Zimmermanns "Requiem für einen jungen Dichter". Vielbeachtete Großprojekte fanden in den letzten Jahren unter anderem bei den Salzburger Festspielen, bei der 1. RUHRtriennale und in der Kulturhauptstadt Europas Graz statt. 2005/06 wurden - neben dem orchestereigenen 60. Geburtstag - sowohl Mozarts 250. als auch Helmut Lachenmanns 70. Geburtstag in etwa einem Dutzend Konzerten zwischen Wien und Paris, Brüssel und Berlin gefeiert.

Ungewöhnliche Konzert-Konzepte unterstreichen das besondere Profil des Orchesters: So etwa die Verschränkung von Haydns "Sieben letzten Worten" in einer den Raum einbeziehenden Bearbeitung von Sylvain Cambreling mit Messiaens "Et exspecto resurrectionem mortuorum" und literarisch-theologischen Betrachtungen von Martin Mosebach, oder eine "Hommage à Mozart" gemeinsam mit dem Freiburger Barockorchester. 

Der 1936 geborene Dirigent und Komponist Hans Zender ist seit 1999 ständiger Gastdirigent beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg.

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld