Musikstück der Woche vom 26.10. bis 1.11.2009

Publikumsliebling im zweiten Anlauf

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Mit der Gattung Klavierquartett lieferte Wolfgang Amadeus Mozart in den 1780er Jahren etwas wahrhaft "Unerhörtes" weil noch nie Dagewesenes.

Heute zählen gerade die beiden Klavierquartette ob ihrer feinen Klangbalance und ihrer farbigen Besetzung zu den Sternstunden eines Kammermusikkonzerts. Für die vier jungen Musiker des Fauré Quartetts sind sie förmlich maßgeschneidert. Bei den Ettlinger Schlosskonzerten trat das Fauré Quartett am 11.02.2007 mit Mozarts zweitem Klavierquartett auf.

Kammermusik für "erwählte" Zuhörer

Seine beiden Klavierquartette schrieb Wolfgang Amadeus Mozart zwischen 1785 und 1786 in der Zeit, als "Le nozze di Figaro" erstmals auf die Bühne kam. Eigentlich hatte er mit seinem Verleger Franz Anton Hoffmeister einen Vertrag über drei Werke dieser Gattung geschlossen. Nachdem sich aber das erstes in g-moll als ein Ladenhüter entpuppte, bat der Verleger Mozart darum, doch von der Komposition weiterer Klavierquartetten Abstand zu nehmen. Das Honorar könne er zwar behalten, nur solle er keine Klavierquartette mehr schreiben. Tatsächlich erschien das zweite Klavierquartett in Es-Dur dann auch im Verlag Artaria und ein geplantes drittes schrieb Mozart leider nie.

Ölporträt von Wolfgang Amadeus Mozart (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa -)
Wolfgang Amadeus Mozart

Mozarts Klavierquartette sind Zeugnisse einer Zeit des Umbruchs. Und zwar in dem Sinne, dass Mozart sie - als Kammermusikwerke - durchaus in öffentlichen Konzerten aufführte, was zu dieser Zeit ein Novum war. Da es zur Gattung Klavierquartett in der Besetzung mit Klavier, Violine, Viola und Violoncello keinerlei Vorbilder gab, konfrontierte Mozart sein Wiener Publikum auch durch die Form des Klavierquartetts mit einer absoluten Neuheit. In jeder Hinsicht. Ganz einverstanden waren die Konzertbesucher mit der 'Öffnung' wohl nicht, liest man den Eintrag eines anonymen Autors im Weimarer "Journal des Luxus und der Moden", der 1788 die "Unbesonnenheit" rügt, Mozarts zweites Klavierquartett in "großen, lärmenden Concerten zu producieren. Welch ein Unterschied, wenn dieses vielbemeldete Kunstwerk von vier geschickten Musikern, die es wohl studirt haben, in einem stillen Zimmer, wo auch die Suspension jeder Note dem lauschenden Ohr nicht entgeht, nur in Gegenwart von zwey oder drey aufmerksamen Personen, höchst präcis vorgetragen wird!" Eine Meinung übrigens, die einzige Jahre noch anhielt. So schrieb der Chefredakteur der Leipziger "Allgemeinen musikalischen Zeitung" Johann Friedrich Rochlitz 1800 über Mozarts Klavierquartette: "In diesen Kompositionen, durchaus nur für erwählte kleinere Zirkel, geht der Geist des Künstlers in seltener, fremdartiger Weise, groß und erhaben einher wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt." Immerhin aber stellte Rochlitz ganz genaue Ansprüche auch an die Interpreten dieses ganz besonderen Werkes, die "außer der erforderlichen beträchtlichen Geschicklichkeit ein Herz und einen für Musik sehr reif gebildeten Verstand haben" sollten.

Fauré Quartett

Es ist ein Lob, das adelt: "Wer das Fauré Quartett hört, möchte es wieder hören", sagte die argentinische Pianistenlegende Martha Argerich nach einem Konzert des Fauré Quartetts in Karlsruhe. An der dortigen Musikhochschule trafen sich die vier Musiker als Studierende, und 1995, als sich der Geburtstag des Komponisten Gabriel Fauré zum 150. Mal jährte, wählten sie aus Liebe zu den beiden Klavierquartetten Faurés dessen Namen auch für ihr Ensemble. Der Karlsruher Musikhochschule ist das Fauré Quartett nach wie vor verbunden, heute als "Quartet in Residence", - einer Auszeichnung, die in Karlsruhe seit 30 Jahren nicht vergeben wurde und für ein Klavierquartett ein Novum darstellt.

Heute konzertiert das Fauré Quartett, welches mittlerweile als eines der renommiertesten deutschen Kammermusikensembles gilt, auf den wichtigsten internationalen Podien und Festivals, wie dem Schleswig-Holstein- Musikfestival, Rheingau-Musik-Festival, Schwetzinger Festspiele, Ludwigsburger Festspiele, Martha Argerich Festival Buenos Aires, Festival de Radio France et Montpellier, Kuhmo Chamber Music Festival, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Kissinger Sommer, Festival de l'Orangerie de Sceaux und anderen.
 

Nach dem 2005 erfolgten Plattenvertrag des Fauré Quartetts mit der Deutschen Grammophon wurden zum Mozartjahr die beiden Klavierquartette des Komponisten veröffentlicht. Im Februar 2008 erschien zudem die neueste CD mit den Klavierquartetten op. 25 und op. 60 von Johannes Brahms, für die das Fauré Quartett mit einem „Klassik-Echo“ ausgezeichnet wurde. Überhaupt wird das Fauré Quartett längst von Publikum und Kritik als das weltweit führenden – feste  Klavierquartett betrachtet und ihm im Bereich der Gattung Klavierquartett eine Pionierrolle zuerkannt. Die Preise, Ehren und Auszeichnungen, die es erhielt, wurden vorher keinem anderen Klavierquartett zuteil. Darunter zählen neben dem Echo Klassik 2008 auch der Preis der Deutschen Schallplattenkritik, sowie u.a. der Parkhouse Award London, der Preis des Deutschen Musikwettbewerbes, der 1. Preis des Deutschen Hochschulwettbewerbs und der Kunstpreis des Landes Rheinland Pfalz

Von Beginn an und damit seit fast 15 Jahren spielt das Faurè Quartett in der Besetzung mit Erika Geldsetzer aus Betzdorf (Violine), dem Bratscher Sascha Frömbling (geboren 1974 in Mexico City), dem Cellisten Konstantin Heidrich (1975 in Hamburg als Sohn des Geigers und Komponisten Peter Heidrich geboren) und dem Pianist Dirk Mommertz aus Mainz. Die vier Musiker bringen mit Kinderkonzerten und ihrer Initiative ”Rhapsody in school” klassische Musik regelmäßig auch Kindern und Jugendlichen nahe. Außerdem unterrichten sie im Rahmen von Professuren und Lehraufträgen an der Royal Academy of Music in London, der Universität der Künste in Berlin, der Essener Folkwang Hochschule und der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden.

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Kerstin Unseld