Musikstück der Woche

François-Xavier Roth dirigiert Richard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28

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Doris Blaich

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Aus Tönen Bier brauen – kein Problem für Richard Strauss! Er behauptete einmal, sein klingendes Bier sei so materialgerecht vertont, dass der Hörer sogar unterscheiden könne, um welche Sorte es sich handele: Pilsener oder Kulmbacher.

Auch wenn Strauss' Musik nicht gerade der passende Durstlöscher fürs Grillfest oder für den Stammtisch ist: Er konnte die Klangfarben der Instrumente so plastisch miteinander kombinieren wie kaum ein anderer Komponist.

Seine besondere Würze: Humor – manchmal auch derber! "Till Eulenspiegels lustige Streiche" ist der lustvolle Beweis.

Eulenspiegeleien

Ursprünglich hatte Strauss den Plan, eine Till-Eulenspiegel-Oper zu komponieren. Den verwarf er wieder – aus Frust über den Misserfolg seiner Oper „Guntram“. Stattdessen machte er aus dem Stoff eine Tondichtung für Orchester.

1895 war die Uraufführung im Kölner Gürzenich. Was als Plan B gedacht war, entpuppte sich mit beinahe Eulenspiegel'scher Ironie als großer Erfolg.

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Musik mit Narrenkappe

Strauss zeichnet seinen „Helden“ Till Eulenspiegel mit zwei verschiedenen Motiven: Ein signalartiges Horn-Motiv kennzeichnet ihn als Draufgänger, der große Sprünge macht, über die Stränge schlägt und auch dabei auch mal abstürzt.

Dieses Motiv ist übrigens ausgesprochen schwierig zu spielen und sehr heikel, weil es quasi ‚nackt‘ im Orchestersatz steht. Für alle Hornisten eine Herausforderung! Es gehört zu den Pflichtstücken bei Probespielen, mit denen sich Orchestermusiker um Stellen bewerben. Tills zweites Motiv gehört der Klarinette: eine freche, witzige Kapriole – Till, wie er seinem verdutztem Gegenüber eine lange Nase macht.

Die Streiche

„Nach alter Schelmenweise – in Rondoform“ – so nennt Strass seine Tondichtung im Untertitel. Sie ist angelegt wie ein großer Bilderbogen, mit rasanten und überraschenden Stimmungswechseln. „Gemächlich“ schlagen die ersten Orchestertakte das alte Sagenbuch auf; dann tritt Till erstmals in Erscheinung, und die Geschichte kann beginnen – mit einem rasanten Ritt über den Wochenmarkt. Die Töpfe der Marktweiber zerbrechen, man hört ihr Schreien und Keifen im Trompetenlärm und im Schnarren einer Ratsche.

Die Scheinheiligkeit von „Üb immer Treu und Redlichkeit“ untermalt die nächste Szene, in der Till in Büßerkutte als Moralprediger auftritt. „In der Unterstimme des Kontrafagotts lugt seine große Zehe hervor“ schreibt Strauss in die Partitur. Danach: ein Flirt mit einem schönen Mädchen, schmachtende Kantilenen im Horn, Liebeswerben der Geigen, Klarinetten und Flöten. Das Mädchen lässt Till abblitzen, er schreit seine Wut mit lauten Blechbläsergetöse heraus. Szenenwechsel: Till vor den Gelehrten – keine passende Umgebung für ihn!

Mit einem Gassenhauer auf den Lippen macht er sich davon. Schließlich landet Till vor einem Tribunal, das stellt drängende Fragen nach Schuld und Moral, aber Till pfeift unbekümmert weiter. Da signalisieren Posaunenstöße das Todesurteil, schon baumelt der Schelm am Galgen, röchelnd schneidet er seine letzte Grimasse. Das könnte ein grausames Ende sein, aber Strauss wiederholt zum Schluss noch einmal die Märchenbuch-Einleitung, mit der alles begann. Eulenspiegel ist tot, es lebe Eulenspiegel!

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