Albrecht Mayer spielt Kostbarkeiten des italienischen Barock

Pures Hörvergnügen

Stand
AUTOR/IN
Albrecht Mayer
KÜNSTLER/IN
Albrecht Mayer

CD-Tipp vom 30.1.2018

Albrecht Mayer war bei den Vorbereitungen für sein neues Album „Tesori d’Italia“ überrascht, wie viele Oboenkonzerte er entdeckt hat, die völlig in der Versenkung verschwunden waren. Giuseppe Sammartini ist immerhin Kennern ein Begriff, aber nicht mal in Italien erinnert man sich wohl Namen wie Domenico Elmi und Giovanni Alberto Ristori.

Oboe singt mit elegantem Ton
„Streng genommen ist das Italienische an diesem Album, dass es überhaupt nicht italienisch ist. Die Komponisten waren zwar allesamt Italiener, geschrieben haben sie aber in Stockholm, Dresden oder Wien“, sagt Albrecht Mayer. Giuseppe Sammartini, seinerzeit Oboene und Komponist des zu Beginn angespielten Allegros aus seinem Oboenkonzert g-Moll, hat zwei Solowerke für das Instrument komponisert, die beeinflusst sind von dem, was er in London erlebt hat. Sammartini war dort in Händels Opernorchester angestellt.
Im Andantino seines C-Dur-Konzerts spielt Albrecht Mayer mit der ihm eigenen Qualität, die Oboe singt mit musikalischer Ausdruckskraft und elegantem Ton, immer im Einklang mit I Musici di Roma, einem Ensemble, das dem hohen Niveau des Solisten in nichts nachsteht.

Hunderte Originalwerke aus der Barockzeit heute völlig unbekannter Komponisten
Drei Konzerte von Giuseppe Sammartini hat Albrecht Mayer auf seinem neuen Album eingespielt. Auch die anderen Solostücke musste er mühsam im Internet aufspüren oder in staubigen Archiven suchen. Es gibt Hunderte von Originalwerken aus der Barockzeit von heute völlig unbekannten Komponisten. Im Notenarchiv der sächsischen Landesbibliothek wurde Mayer fündig. Hier gilt unter Kennern der „Schranck 2“ als Geheimtipp. Er enthält das Notenarchiv von Johann Georg Pisendel, dem langjährigen Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle. Als Verantwortlicher für die Hofkonzerte sammelte Pisendel neben Violinliteratur auch Stücke für andere Soloinstrumente wie zum Beispiel die beiden Oboenkonzerte der obskuren Komponisten Domenico Elmi und Giovanni Alberto Ristori. Ristori wurde wahrscheinlich in Bologna geboren. Er war der Sohn des Direktors einer fahrenden Schauspieltruppe, der 1717 eine Anstellung am Sächsischen Hof fand.

Werke von ganz eigener Charakteristik
88 italienische Kostbarkeiten hat Albrecht Mayer zunächst bei seiner Recherche für dieses Projekt ins Auge gefasst, acht davon nahm er mit nach Rom ins Aufnahmestudio, von denen es dann sechs auf die CD geschafft haben. Albrecht Mayer hat „Tesori d’Italia“ als Solist und Dirigent gemeinsam mit dem Ensemble I Musici di Roma produziert, „Rockstars der Barockmusik“ nennt Mayer die Musiker. Rockstars sind für ihn auch die vergessenen Komponisten. Keine musikalische Dauerware sind deren Werke, sondern von ganz eigener Charakteristik. Sie begeistern auch Menschen ohne musikwissenschaftliche Expertise.

Auf höchstem musikalischem Niveau
Wie gewohnt, interpretiert der Solist alle seine „Lieblinge“ auf diesem Album klangschön und mit Freude am Detail. Ein pures Hörvergnügen, woran seine musikalischen Partner I Musici di Roma auch ihren Anteil haben – all das auf höchstem musikalischen Niveau, inspirierend und zugleich unterhaltsam.

CD-Tipp vom 30.1.2018 aus der Sendung „SWR2 Cluster“

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AUTOR/IN
Albrecht Mayer
KÜNSTLER/IN
Albrecht Mayer