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Musikalisches Wechselbad zwischen Freude und Einsamkeit
Yonathan Avishai möchte mit seiner Musik das Publikum berühren und setzt dabei auf starke Emotionen. Auch sein neues Album folgt diesem Konzept und bietet ein Wechselbad zwischen Freude und Einsamkeit. Nur Gute-Laune-Musik zu machen ist für den Jazz-Pianisten eindeutig zu wenig.
Einsamkeit sei ein starkes, auch schmerzhaftes Gefühl, aber zugleich ein Zustand, der uns tief in uns hineinhorchen lasse, erzählt er. Auch wenn wir das nicht immer mögen, sei diese Erfahrung doch enorm wichtig. "Freude und Einsamkeit sind also beides Extreme, aber sie gehören einfach zum Leben dazu", sagt Yonathan Avishai.
Kammermusik auf höchstem Niveau
Sein Trio hat Yonathan Avishai gemeinsam mit Donald Kontomanou und Yoni Zelnik bereits vor sechs Jahren formiert. Die Feinabstimmung ist frappierend. Zarte Klavierakkorde öffnen einen Raum, der Rhythmus wird vom Schlagzeug nur angedeutet, eine Melodie taucht im Kontrabass auf und wird langsam zum tragenden Thema. Eigentlich macht das kleine Ensemble keinen Jazz, sondern Kammermusik auf höchstem Niveau.
Yonathan Avishai: "Die Musik, die ich schreibe, ist ruhig und einfach und die Themen sind oft auch nicht sehr lange. Meine Notizen nehme ich stets mit in die Proben. Der weitaus größte Teil der Arbeit ist dann, gemeinsam im Trio aus meinen Ideen tragfähige Stücke zu entwickeln."
Soziales Engagement und die Straße als Podium
Yonathan Avishai wurde in Tel Aviv geboren, verbrachte aber einen Teil seiner Jugend in Japan. Kulturell angeregt, hielt er Augen und Ohren stets offen. Der begabte Pianist konnte bereits mit 18 Jahren seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten. In seinem Heimatland Israel engagierte er sich aber auch stets in Sozialprojekten.
Alternative Konzertformen, die Straße als Podium, Performance und Happening – alles hat Avishai intensiv ausprobiert. In Frankreich studierte er dann Musiktherapie, blieb danach im Land und seinen Prinzipien treu.
Yonathan Avishai: "Bis heute bin ich sehr engagiert. Ich gebe Konzerte in Schulen, unterrichte und lebe sehr gerne abseits der Metropole in der französischen Provinz."
Musikalische Geschichten nahe am Menschen
Die Musik von Yonathan Avishai erzählt Geschichten von Menschen, die ihm nahestehen. Dann wiederum führt sein Trio zu einem Tango aufs Parkett oder lässt die Zügel bei einer temporeichen Nummer los.
Eine sehr leichte, federnde Spannung durchzieht das gesamte Album. Lange Jahre in der Provinz gereift, ist dieses Trio aus Frankreich eine Entdeckung.
CD-Tipp am 15.2.2019 aus der Sendung "SWR2 Journal am Mittag"