Die Tuba hat kann mehr als Blaskapelle und Bigband: unter anderem Kammermusik. Das Trio 21meter60 ist wahrscheinlich das einzige Tubatrio der Welt. Die drei Tubisten kommen aus Unterfranken und der Pfalz. Tubist Fabian Neckermann spricht über die CD „Nothing but Tuba“, auf der Monteverdi, Corelli und Piazzolla zu hören sind.
Monteverdi auf der Tuba, verträgt sich das?
Da die Tuba erst im 19. Jahrhundert erfunden wurde, konnte Claudio Monteverdi noch nichts von ihr wissen, als er seine „Canzonette a tre voci“ in Venedig veröffentlichte. Im Original sind das weltliche Vokalstücke.
Zum Zeitpunkt der Trio-Gründung 2016 gab es genau ein einziges Stück für Tubatrio. Deshalb ist das Trio auf eigene Arrangements angewiesen.
Es möchte Stücke quer durch die Musikgeschichte in einem neuen Gewand zeigen, wie Fabian Neckermann erzählt: „Also wir klauen sehr viel von den Posaunisten tatsächlich, also Posaunentrios. Und ansonsten versuchen wir, dass wir natürlich Stücke haben, die auch für eine Trio-Besetzung komponiert worden sind.“
Die erste von vier Monteverdi-Canzonette auf „Nothing but Tuba“
Neben den Arrangements der Trio-Tubisten sind auf der CD auch zwei Originalkompositionen des befreundeten Komponisten Nico Samitz zu hören, etwa das Stück „Youtuba“. Hier gibt es einen Choralteil, in dem eine besondere Spieltechnik zum Einsatz kommt.
„Das heißt Multiphonics im Fachjargon. Und ist quasi ein Singen in die Tuba“, erklärt Neckermann. „Wir spielen einen Ton, ganz normal, und singen einen Ton dazu. Und dabei entsteht dann quasi ein Intervall. Und wenn wir das alle drei machen, haben wir dann sechs Stimmen.“
Die Tubisten von 21meter60 im Gespräch zu ihrer CD
Wie reagiert das Publikum auf das Trio 21meter60?
„Also das merken wir auch immer wieder im Konzert, dass es einfach ein paar Stücke braucht, bis sie drin sind“, sagt Neckermann. „Man merkt auch immer wieder genau diese Grenze, wenn es dann quasi übergeht in diesen Wow-Effekt, wie die Leute dann plötzlich strahlen anfangen.“
Kennengelernt haben sich die Tubisten 2016 beim Deutschen Musikwettbewerb. Zwar sind sie dort einzeln als Konkurrenten angetreten, haben sich aber schnell so gut verstanden, dass ihnen klar wurde, dass sie ein Tubatrio gründen wollen – „bei einem gemeinsamen Bier“, wie im Booklet steht.
Mittlerweile haben sie Stellen in renommierten Orchestern und unterrichten ihr Instrument. Die Kammermusik schafft Ausgleich und ist ein Herzensprojekt geworden, denn sie erfordert ein anderes Tubaspiel als im Orchester. Für manche Stücke der CD haben sich die Trio-Tubisten Unterstützung vom Schlagzeuger Severin Stitzenberger geholt.
„Birdland“, arrangiert für Tubatrio
Für Fabian Neckermann gehört „Birdland“ zu den Lieblingsstücken auf der CD: „Damit kam der Konstantin tatsächlich in die Probe und wir haben alle gedacht: Was ist jetzt? Was will er damit? Und das ist aber super toll geworden, das Stück und mit Schlagzeug dazu ist das echt eine ganz groovige Nummer.“
Durch die gelungenen Arrangements und die außergewöhnliche Besetzung gelingt es, Stücke, die einem von Aufnahmen mit anderen Besetzungen schon bekannt sind, mit anderen Ohren zu hören und mit neuen Kompositionen die Tuba als Kammermusikinstrument kennenzulernen.
Und wer die Tuba bis jetzt nur mit tiefen Tönen in Verbindung gebracht hat, der wird staunen, wie hoch sie doch klingen kann. Das Rätsel um ihren Trio-Namen „21meter60“ möchte Fabian Neckermann nicht im Interview, dafür gerne auf den Konzerten lüften. Vermutlich hat es etwas mit Luft zu tun.
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