Metoo-Debatte

Beifall und Protest für Plácido Domingos Auftritt an Berliner Staatsoper

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Der Verein "Pro Quote Bühne" rief zu Protesten vor der Aufführung von "La Traviata" an der Staatsoper Berlin auf. Der Grund war das Mitwirken von Plácido Domingo.

 Placido Domingo küsst nur die Hand der Sopranistin Ana Maria Martinez (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Jörg Carstensen)
Nach Auffassung des Vereins "Pro Quote Bühne" ein Fall für die Anwendung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes und dem Schutz vor "unerwünschtem, sexuell bestimmtem Verhalten": Plácido Domingo

Star-Tenor Plácido Domingo (78) ist trotz Forderungen nach Absage seiner Auftritte an der Berliner Staatsoper Unter den Linden aufgetreten. Der Sänger war am gestrigen Abend, 16. Januar, als Giorgio Germont in Verdis "La Traviata" an der Staatsoper zu erleben und erntete dafür viel Beifall vom anwesenden Publikum. Zuvor protestierte vor der Oper der Verein "Pro Quote Bühne" mit Plakaten gegen den Auftritt von Domingo. Im Vorfeld hatte der Verein ein "Auftrittsverbot" für den Tenor in Berlin verlangt. Am 19. Januar soll es wie geplant noch einen zweiten Auftritt Domingos in "La Traviata" geben, wie die Staatsoper am Mittwoch, 15. Januar, erklärte.

Beifall für Plácido Domingo nach seinem Auftritt

"Halten Sie den Auftritt von Plácido Domingo im Jahr 2020 für eine zeitgemäße kulturpolitische Entscheidung für diese Stadt und dieses Land?"

Forderung: Keine Auftritte bis zu Klärung der Vorwürfe

Der Verein hatte in einem offenen Brief an die Staatsoper, Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) ein Auftrittsverbot für Plácido Domingo gefordert, solange die Vorwürfe der sexuellen Belästigung nicht aufgeklärt sind. Sie pochen dabei auf die Umsetzung der Schutzpflicht des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes für die Belegschaft. Dazu sagte Staatsopern-Intendant Matthias Schulz, sein Haus nehme jeden Vorwurf sexueller Belästigung sehr ernst, aber im konkreten Fall läge "keine ausreichende Grundlage für eine Vorverurteilung" vor, um damit einen "seit langem gültigen Vertrag zu brechen." Nach Gesprächen mit Personalvertretern und Mitarbeitern sei man zu der "uneingeschränkten Erkenntnis" gelangt, Domingo auftreten zu lassen.

Rückzug in New York und Los Angeles

Mehrere Künstlerinnen hatten dem Sänger im Zuge der "MeToo"-Debatte teils Jahrzehnte zurückliegende Übergriffe vorgeworfen. Domingo weist bisher alle Beschuldigungen zurück. Nach den Vorwürfen war er als Chef der Oper in Los Angeles zurückgetreten. Zuvor hatte er angekündigt, nicht mehr an der New Yorker Metropolitan Oper aufzutreten. Auch weitere Termine in den USA wurden abgesagt. Domingo war zuletzt unter anderem in Wien und der Hamburger Elbphilharmonie aufgetreten.

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SWR