Es verspricht ein feuriges, ein hochimpulsives Konzert zu werden im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle. Dima Slobobendiouk steht am Pult des SWR Symphonieorchesters und als Solist ist Martin Grubinger zu hören. Der Österreicher ist einer der weltweit besten Multipercussionisten und in dieser Spielzeit Artist in Residence des Orchesters.
Zufällig entdeckt
Zwei klobige Holzstäbe sausen abwechselnd auf sieben Holzbalken, die nach Größe geordnet auf einem Gestell befestigt sind. Die Txalaparta ist eine der vielen besonderen Klangfarben in Daniel Bjarnasons Schlagzeugkonzert „Inferno“. Der Multipercussionist Martin Grubinger, für den dieses Konzert geschrieben wurde, weiß dieses hierzulande kaum bekannte Instrument hochvirtuos zu spielen. Entdeckt hat er es zufällig.
Grubinger berichtet: „Ich war radfahren in Spanien und fahr da in eine Ortschaft und hör' da einen Rhythmus und denk' mir, mein Gott, was ist das? Und seh' da drei so Typen mit so Holzstäben auf so Holzplatten spielen und zwar einer rechts, einer links, einer mittig und immer in diesem Triolen-Pattern. Und dachte, das ist absolut unglaublich, das ist toll!“
„Ich war radfahren in Spanien und fahr' da in eine Ortschaft und hör' da einen Rhythmus und denk' mir, mein Gott, was ist das?“
„Und hab dann mit denen gesprochen: Seid ihr auch Schlagzeuger? Und dann hat der eine gesagt: Nein, er ist Maurer und der andere war Tischler oder so. Also die haben das einfach vereinsmäßig gemacht, spaßeshalber. Wie man bei uns in der Blasmusik spielt, haben die das Txalaparta gespielt und ich dachte: Super! Das ist ein Instrument, das muss unbedingt mal in irgend so ein Schlagzeugkonzert. Ich habe ihm das gezeigt und habe gesagt: Du Daniel, das wäre was Neues. Und das hat er dann eingebaut.“
Zum Livestream: Martin Grubinger & Dima Slobodeniouk
Umringt von einer Schlagzeugbatterie
Es ist das erste Mal, dass eine Txalaparta in einem Schlagzeugkonzert erklingt. Das baskische Perkussionsinstrument wird traditionell von zwei Spielern gespielt. Und als wäre es nicht schon Kraftakt genug, die massiven Holzbalken ganz allein in rasendem Tempo zu bearbeiten, spielt Martin Grubinger gleichzeitig mit dem rechten Fuß die Kick-Drum dazu.
Neben Txalaparta und Kick-Drum tummeln sich noch viele andere Schlaginstrumente auf der Bühne, darunter ein Marimbaphon, gestimmte Gongs, japanische Taiko Drums und Wood Blocks. Martin Grubinger ist umringt von einer riesigen Schlagzeugbatterie und wirbelt zwischen den Instrumenten hin und her, spielt viele gleichzeitig oder rasend schnell nacheinander. Jede Bewegung muss sitzen – fast wie bei einer Choreografie.
Über fünf Jahre ist Bjarnasons Schlagzeugkonzert entstanden. Der Komponist zählt zu den wichtigsten musikalischen Stimmen Islands und komponiert seine Solo-Konzerte immer mit einem bestimmten Interpreten im Hinterkopf. Im Fall von „Inferno“ war es Martin Grubinger selbst, der Daniel Bjarnason um ein eigenes Schlagzeugkonzert gebeten hatte.
Fazıl Say: Concerto for percussion and orchestra
Zur Person Der Perkussionist Martin Grubinger – Begeisterung und Perfektion
Martin Grubinger ist Multiperkussionist und das mit technischer Perfektion, Spielfreude und musikalischer Vielseitigkeit. Ob Kuhglocken aus seiner Heimat Salzburg, indonesische Gongs oder einfache Holzblöcke – mit seinem virtuosen Trommelspiel bringt er alles zum Klingen, und das von lateinamerikanischer Musiktradition über African Percussion bis hin zu Taiko Drumming. Beim Bodenseefestival ist Martin Grubinger dieses Jahr als "Artist in residence" zu Gast.