Jazz-Album

Ein bisschen Jazz und ein paar seltsame Akkorde: Markus Becker über „Regarding Beethoven“

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MODERATOR/IN
Katharina Eickhoff
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Markus Becker
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Dominic Konrad
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Markus Becker

„Ein bisschen Jazz, ein bisschen atonal und ein paar seltsame Akkorde“, so charakterisiert der Pianist Markus Becker seinen Improvisationsstil. Auf seinem neuen Album „Regarding Beethoven“ setzt sich Becker mit Beethovens Klavierwerken auseinander: neben Schwergewichten wie der Appassionata auch mit den eher unscheinbaren Bagatellen Op. 119. Im Gespräch erklärt er, wie viel Beethoven noch in seiner Musik steckt.

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Markus Becker: Interpret und Improvisator

Markus Becker gilt als einer der eigenwilligsten Pianisten seiner Generation. Seine Einspielungen von Haydn, Beethoven, Hindemith und Reger gelten unter Liebhabern als legendär.

Doch auch im „Freistil“, in der Improvisation, fühlt sich Markus Becker zu Hause. Nun erscheint sein neues Album, auf dem er sich mit dem großen Erneuerer der Klavier-Musik auseinandersetzt: „Regarding Beethoven“ („Bezüglich Beethoven“) ist eine Verbeugung und eine Neubetrachtung von Beethovens Bagatellen und Klaviersonaten.

Markus Becker improvisiert über Beethovens Appassionata

Zugang über Beethovens „kleine Fingerabdrücke“

Die Idee wurde geboren, erinnert sich Becker, nachdem ein Festival ihn anfragte, ob er sich nicht improvisatorisch mit Beethoven auseinandersetzen wollte. „Da musste doch eine Nacht drüber schlafen“, so der Pianist.

Beethoven gehöre zu den, die so dramatisch und verdichtet schreiben, dass es fast keine Möglichkeit gebe, mit Improvisationen in die Werke einzusteigen, ohne zu verwässern. Für Becker wurde der Zugang erst möglich, als er sich mit „kleinen Fingerabdrücken“ in Beethovens Musik auseinander setzte: Motiven, kleinen Rhythmen, Wendungen oder harmonischen Modulationen.

Entstanden sind, so Becker, „Improvisationen, die zum Teil die Stücke nicht mehr auf der Rechnung haben“. Der Komponist lasse sich trotzdem nie verleugnen: Er habe einen so mächtigen Fingerabdruck in seiner Musik hinterlassen, lacht Becker, der habe nicht nur seinen Nachfolgern zu schaffen gemacht.

Unbeachteter Beethoven: Becker improvisiert über die Bagatellen Op. 119

Klangliche Qualität des Klassischen trifft perkussive Kraft des Jazz

Die Bagatellen Op. 119 sind wahrscheinlich so unbekannt, weil sie relativ kurz sind und wenig dramatisch sind, meint Markus Becker, ein „kompositorisches, lockeres Auslaufen“. Doch gerade, weil sie gar nicht so viel anzubieten haben wie eine Appassionata böten sie sich für seine Improvisationen an: „Das sind ja natürlich tolle Stücke in ihrer scheinbaren Dahingeworfenheit.“

Ist das Jazz, was Markus Becker da macht? Der Pianist selbst findet, dass sei völlig frei. Er finde es sehr bereichernd, wenn sich das klassische Lager und der Jazz verbinden. Das werde heute auch als Kunstform ernst genommen.

Während klassische Interpret*innen jeden Ton untersuchen und sorgfältig in ihrer Interpretation abwägen, würden ihre Jazz-Kolleg*innen das klangliche Gerüst als Ausgangspunkt für ihre Arbeit nutzten.

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