Jean-Baptiste Lully kennt jeder und jede Barockmusikliebhaber*in. Aber was ist mit Lulli? Das ist der eigentliche Name des Komponisten, der am französischen Hof unsterblich wurde. Seine italienische Herkunft verleugnete der Komponist dann sogar. In Italien bemüht man sich jetzt trotzdem wieder mehr um das musikalische Erbe von Lulli.
Erstaufführung im Heimatland
Die „Pastorale héroïque“ „Acis et Galatéè“ von Jean Baptiste Lully wurde 1686 uraufgeführt, war allerdings noch nie in Italien zu hören. Im vergangenen Jahr kam es endlich beim Maggio Musicale in Florenz zu einer Aufsehen erregenden Neuinszenierung unter der musikalischen Leitung von Federico Maria Sardelli. Eine musikalische Rarität, Italiens Musikfreunde und strömten zu den Aufführungen.
Experte für italienischen Lulli: Federico Maria Sardelli
Federico Maria Sardelli ist unbestritten einer der musikalisch interessantesten und umtriebigsten „barocchisti“ Italiens, wie man jene Musiker nennt, die sich auf die Barockmusik spezialisiert haben. Mit seinem Ensemble „Modo Antiquo“ will er nun auch einem Italiener zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.
„Giovanni Battista Lulli, so sein ursprünglicher Name, ging ja schon mit 14 Jahre nach Frankreich und er wurde dann Franzose durch und durch. Er verleugnete seine italienischen Ursprünge sogar, um als echter Franzose durchzugehen.“
Für Sardelli ist Lully bzw. Lulli eine hochinteressante Persönlichkeit, denn in Frankreich wird er seit Jahrzehnten erforscht und studiert, in Italien aber ist er ein ziemlich unbeschriebenes Blatt ist.
Neues Institut für Lulli
Der in Italien unbekannte Lully und die so gut wie unerforschten ersten italienischen Jahre Lullis in Florenz, bevor er die französische Musik von Grund auf revolutionierte. Für Federico Maria Sardelli sind es die zwei Seiten einer Medaille.
Dabei präsentiert Sardelli die Musik Lullys bereits seit Jahren in Italien – und er will sie jetzt seinen Landsleuten noch näherbringen als zuvor: mit einem neuen musikwissenschaftlichen Institut, dem Istituto Giovanni Battista Lulli, in Florenz, wo der Komponist, Geiger, Gitarrist und Tänzer 1632 geboren wurde.
Sardellis Lulli-Institut wird von der Stadt Florenz unterstützt und arbeitet mit zahlreichen Partner-Instituten zusammen, so etwa dem Centre de Musique Baroque de Versailles.
Landesweite Aufführungen erwünscht
Sardelli will in Sachen Lulli künftig zweigleisig fahren: neben der Lulli-Forschung wollen er und sein Ensemble „Modo Antiquo“ verstärkt Musik des Komponisten in Italien zur Aufführung bringen.
Bleibt nur zu hoffen, dass Italiens Opernintendanten und Konzertveranstalter ebenfalls Sardellis Interesse für Lully teilen werden –was bis auf Florenz bisher leider bisher nicht der Fall ist.
Musik von Jean-Baptiste Lully im SWR2 Musikstück der Woche
Musikstück der Woche Das Freiburger Barockorchester spielt Jean-Baptiste Lully: Suite aus der tragédie en musique „Roland“
Tanzen statt rasen! In Jean-Batiste Lullys französischer Barockoper „Roland“ wird der Titelheld wahnsinnig: der rasende Roland. Die Suite aus Tänzen dieser Oper ist nicht verrückt, sondern einfach nur wahnsinnig schön.