
Nach heftigem Streit über zwei patriotische, britische Lieder sind diese bei der "Last Night of the Proms" am Samstag, 12. September, von einigen Dutzend Chorsängern mit Orchester in der Londoner Royal Albert Hall aufgeführt worden. Im Zuge der Black-Lives-Matter-Proteste hatte es eine große Diskussion über die Liedtexte der traditionellen Hymnen "Rule, Britannia" und "Land Of Hope And Glory" gegeben. In "Rule, Britannia" von 1740 heißt es unter anderem: "Herrsche Britannia ... Briten werden niemals Sklaven sein."
Boris Johnson: Textverzicht ist Selbstdiskriminierung
Die BBC hatte zwischenzeitlich angekündigt, die Stücke nur als Orchesterversion ohne Gesang spielen zu wollen. Premier Boris Johnson hatte das wütend als "Selbstdiskriminierung" kritisiert. Letztlich kam doch noch die Kehrtwende - und es wurde wie gewohnt gesungen.
„Es ist an der Zeit, dass wir damit aufhören, uns wegen unserer Geschichte zu schämen."
Im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Rassismus hatte eine Petition im Juli gefordert, die beiden nun wieder gesungenen Lieder aus dem Programm zu nehmen. In dem Appell, der an den Direktor der BBC Proms, David Pickard, gerichtet war, hieß es: „So wie Statuen und die Namen von Gebäuden überprüft werden, müssen wir auch unsere Musik überprüfen. Dieses Lied ist beleidigend. Wir leben in einer multikulturellen Welt, in der #BlackLivesMatter und deren Botschaft auch in der Musik Gehör finden müssen."
Großbritanniens Kulturminister Oliver Dowden schrieb dagegen bei Twitter: "Selbstbewusste, nach vorn schauende Nationen löschen ihre Vergangenheit nicht aus - sie fügen ihr etwas hinzu."
Auch im nächsten Jahr wird wieder "Rule, Britannia" gesungen
Zum Finale der jährlichen Sommer-Konzertreihe singen normalerweise viele Briten vor Ort laut mit und schwenken ihre Union-Jack-Fähnchen. Wegen der Corona-Pandemie fanden die Konzerte in der Royal Albert Hall in diesem Jahr allerdings ohne Publikum statt - Zuschauer konnten sie aber am Fernseher erleben. Die diesjährige Dirigentin des Abschlusskonzerts, die Finnin Dalia Stasevska, hatte Änderungen im Programm im Vorfeld unterstützt und war dafür angefeindet worden. "Wir bedauern die ungerechtfertigten persönlichen Attacken auf Dalia Stasevska", erklärte daraufhin die BBC. Die BBC kündigte nun an, dass auch im kommenden Jahr an den umstrittenen Liedern festgehalten werden soll.