
Kulturschaffende aus ganz Deutschland bangen um die belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel fordern sie "Freiheit für Maria Kolesnikowa" und appellieren an die Kanzlerin "mit höchster Dringlichkeit" den Verbleib der Musikerin aufzuklären, "ihre Sicherheit zu gewährleisten und ihre sofortige Freilassung zu erwirken."
Kolesnikowa im Untersuchungsgefängnis in Minsk
Wo sich die am 7. September verschwundene Politikerin befindet war zunächst unklar. Nach Angaben ihrer Familie in Belarus ist sie nun angeblich in einem Untersuchungsgefängnis in Minsk. Das teilte ihr Vater Alexander Kolesnikow am Mittwoch, 9. November, mit. Das Ermittlungskomitee habe ihn angerufen und ihm das mitgeteilt, hieß es. Eine Bestätigung der Behörden lag zunächst nicht vor. Nach Angaben ihrer Anwältin Ljudmila Kasak werde ihr vorgeworfen, öffentlich zur Machtergreifung aufgerufen zu haben.
Die 38-Jährige war am Montag verschwunden und soll daraufhin von den
Behörden zur Ausreise in die Ukraine gedrängt worden sein. Als sie
sich weigerte, das Land zu verlassen, wurde sie festgenommen. Am Mittwoch wurde nach Angaben des Koordinierungsrates der belarussischen Opposition ihre Wohnung in der Hauptstadt durchsucht. Ihr Verschwinden hatte international Besorgnis ausgelöst. Zahlreiche deutsche Politiker*innen forderten ihre Freilassung.
Flötistin und Managerin beim Neue Musik-Festival Eclat
Kolesnikowa ist eine Führungsfigur der Opposition und die letzte in Belarus verbliebene der drei Frauen, die den Wahlkampf gegen den autoritär regierenden Staatschef Alexander Lukaschenko geprägt hatten. Die 38-Jährige hatte zuletzt maßgeblich bei den Großdemonstrationen gegen Lukaschenko mitgewirkt. Die Flötistin hatte zuvor zwölf Jahre in Deutschland gelebt, in Stuttgart Musik studiert und für das Eclat-Festival gearbeitet. Dort habe sie "gelernt, was Freiheit bedeutet", hatte Kolesnikowa kürzlich der "Bild"-Zeitung gesagt.