
Der Chorleiter, Komponist, Rundfunkredakteur und Musikwissenschaftler Clytus Gottwald ist tot. Er starb am 18. Januar im Alter von 97 Jahren, wie die Familie dem Südwestrundfunk gegenüber bestätigte. Bekannt war Gottwald vor allem als Bearbeiter zahlreicher Werke, die er für vielstimmigen A-cappella-Chor bearbeitete, und prägende Gestalt der modernen Chormusik.
Rundfunkchor der Neuen Musik ohne Clytus Gottwald undenkbar
Die Chormanagerin des SWR Vokalensembles, Dorothea Bossert, zählt ihn in einem Nachruf zu einer Schlüsselfigur der Neuen Musik in Deutschland. „Ohne ihn wäre ein Rundfunkchor in Deutschland, wie das SWR Vokalensemble, der sich der Neuen Musik verschrieben hat, undenkbar gewesen“, so Bossert.
Gottwald wurde 1925 im schlesischen Bad Salzbrunn geboren. Nach einer Ausbildung als Chorleiter war er von 1958-1970 Kantor an der Stuttgarter Pauluskirche. Er war 1960 Gründer der Schola Cantorum Stuttgart, die sich der Neuen Musik verpflichtete und zahlreiche Werke uraufführte.
Beim Süddeutschen Rundfunk arbeitete er von 1967 bis 1988 als Redakteur für Neue Musik. Sein Werk an Transkriptionen umfasst mehr als 100 Bearbeitungen, mit denen er Komponisten wie Mahler, Ravel und Debussy für die Chormusik erschloss.
„Mit seinen fantastischen Transkriptionen hat er der A-cappella-Chormusik einen symphonischen Atem verschafft. Er konnte mit seiner hohen Kenntnis der Vokalmusik Stimmen instrumentieren wie kein anderer.“