
Der Autor Ilija Trojanow hat in seiner Festrede („Der Ton des Krieges, die Tonarten des Friedens“) bei den Salzburger Festspielen am 26. Juli ein Plädoyer für die Kunst in Zeiten des Krieges abgegeben. Gleichzeitig betonte er, dass auch Menschen und Regierungen im Westen Schuld an globaler Gewalt hätten. „Gegen die Fernsehbilder können wir abstumpfen. Gegen die Aufschreie der Kunst gibt es keine Immunisierung, solange wir noch Gefühle haben", sagte der in Bulgarien geborene und in Deutschland und Österreich lebende Autor.
„Vergessen wir nicht die deutschen und österreichischen Groupies von Putin, die mit seinen Oligarchen Händchen gehalten haben — bekanntlich wäscht eine lupenrein demokratische Hand die andere —, darunter ehemalige Kanzler und Ministerinnen."
„Es reicht nicht die Sponsorkriterien zu ändern, wir müssen das System ändern“
Trojanow („Der Weltensammler") wies das hochrangige Publikum aus Politik und Wirtschaft darauf hin, dass auch die wirtschaftliche Ausbeutung von Rohstoffen und Menschen eine Form von Krieg sei. „In Friedenszeiten streicht der Tod manchmal als Geld getarnt durchs Land", sagte er. Deshalb sei es richtig gewesen, dass die Salzburger Festspiele vor kurzem ihre Sponsoring-Vereinbarung mit dem umstrittenen Bergbauunternehmen Solway beendet hätten. Allerdings mahnte er: „Es reicht nicht die Sponsorkriterien zu ändern, wir müssen das System ändern“
„Nur wer glaubt, es wäre akzeptabel, die Sparkasse zu überfallen, um 'Fidelio' auf die Bühne zu bringen, kann so tun, als wäre Sponsoring wertneutral. Darf sich die Kunst von mafiös organisierten Konzernen oder von Firmen finanzieren lassen, die brutale Ausbeutung betreiben, von Mensch und Natur?"
Salzburger Festspiele wollen strengere Sponsoren-Kriterien
Ja zum Boykott des Dirigenten Valery Gergiev
Trojanow verwahrte sich gegen Forderungen, russische Komponisten angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nicht mehr aufzuführen. Gleichzeitig unterstützte er den Boykott von Künstlern wie dem Dirigenten Valery Gergiev, die direkt von ihrer Nähe zum Kreml profitiert hätten.
Mit Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg" und Carl Orffs Endzeit-Oratorium „De temporum fine comoedia" startet am 26. Juil nun auch die Opernsparte der Festspiele. Für die Doppelproduktion wurde der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis engagiert, der wegen seines Schweigens zum Ukraine-Krieg in der Kritik steht.
Bis Ende August sind in Salzburg noch rund 200 Aufführungen von Theaterstücken, Opern und Konzerten geplant. Gestartet sind die Festspiele bereits am 18. Juli mit der Premiere des traditionellen „Jedermann".