Musikthema

Begleitung für die Sinfonie: Konzertpaten bei den Stuttgarter Philharmonikern

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AUTOR/IN
Helga Spannhake

Sie möchten so gern wieder einmal ins Konzert gehen, aber aufgrund Ihres Alters trauen Sie sich das allein nicht mehr zu? Es wäre Ihnen lieber, begleitet zu werden, vielleicht sogar mit einem Auto daheim abgeholt zu werden? In der Musikvermittlung bei den Stuttgarter Philharmonikern hat man sich genau dazu Gedanken gemacht und für die eigenen Abonnenten das Projekt „Konzertpaten“ ins Leben gerufen.

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Kompetente Abendbegleitung

Die 74-jährige Inge Hochgeschwender hat sich für den Konzertabend schick gemacht und steht gut gelaunt im Foyer der Liederhalle Stuttgart. Lächelnd schaut sie zur 83-jährigen Gudrun Eppmann neben sich, die sie heute als Konzertpatin begleitet.

Das Konzertpaten Projekt der Stuttgarter Philharmoniker bietet Menschen, die nicht mehr allein unterwegs sein können oder möchten eine kompetente Abendbegleitung. Inge Hochgeschwender und Gudrun Eppmann wohnen beide im Landkreis Böblingen, in Deckenpfronn ca. 500 Meter voneinander entfernt und es ist bereits ihr dritter gemeinsamer Konzertabend.

Neues Projekt

Das Konzertpaten Projekt ist aus der Praxis heraus entstanden und ganz neu, erklärt der Leiter der Musikvermittlung der Stuttgarter Philharmoniker Marcus Caratelli.

„Ich hatte ein Gespräch mit einer Kollegin aus der Gerontologie und wir haben uns darüber unterhalten, weil sie mir berichtet hat, sie begleitet eine Freundin immer ins Konzert, die sich nicht mehr alleine traut.“

Fehlende Abonnenten

Durch die Coronapandemie wurde die Kulturszene sehr gebeutelt – Konzerte fielen reihenweise aus und manch ein ehemaliger Abonnent blieb anhaltend verschwunden.

„Einfach weil dieses gemeinschaftliche Gefühl ins Konzert zu gehen, das vermissen diese Personen schon und dann dachte ich mir, es wäre eigentlich eine schöne Idee, man greift dieses Patenmodell auf und begleitet quasi ehrenamtlich jemanden ins Konzert. [...] Die Ehrenamtlichen wollen etwas Gutes tun. Die Abonnenten suchen sich jemanden, mit dem sie endlich mal wieder ins Konzert kommen.“

So wie Inge Hochgeschwender und Gudrun Eppmann. Auf ihrem Programmzettel ist der Mythos Orient mit drei Werken von Mozart ausgewiesen und die beiden rüstigen Damen sind extra früh in die Liederhalle gekommen, um zuvor der Einführung lauschen zu können.

Zugeschnittenes Angebot

Da Gudrun Eppmann beim Laufen auf ihren Rollator angewiesen ist, liegen ihre bestellten Plätze extra gut zu erreichen am Rand – auch auf solche Dinge wird beim Konzertpaten Projekt geachtet. Es besteht die Wahl zwischen verschiedenen Platzkategorien und die Resonanz ist vor allem bei den Patenanfragen schon sehr gut, betont Marcus Caratelli. Es gebe sehr viele Ehrenamtliche, die sich melden und für die Begleitung zur Verfügung stehen. Noch befindet sich das Projekt in der Pilotphase.

Wichtig ist vor allem, dass die Paare gut harmonieren. Daher landen alle Anfragen in einem großen Bewerber-Pool, bei Überschneidungen wird vermittelt. Die Chemie muss stimmen, daher lernt man sich vorab persönlich kennen, tauscht Kontakte aus und überlegt, welche Konzerte es sein sollen, denn dieses gemeinschaftliche Konzerterlebnis steht im Vordergrund.

„Die Konzertpaten begleiten ins Konzert und erhalten quasi für ihr ehrenamtliches Engagement dann eine Freikarte.“

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Helga Spannhake