Seit über 125 Jahren gibt es den Bund Deutscher Orgelbaumeister. Nun ist er das neueste Mitglied im Deutschen Musikrat. Auch durch Corona habe der Orgelbau gelitten, sagt Jürgen Lutz, Vorsitzender des Bunds Deutscher Orgelbaumeister. Im Gespräch mit SWR2 berichtet er von den Herausforderungen des Orgelbaus und was sich der Verband von der Mitgliedschaft im Deutschen Musikrat verspricht.
Der Bund Deutscher Orgelbaumeister ist neuestes Mitglied des Deutschen Musikrats
„Wir brauchen ein Sprachrohr für den deutschen Orgelbau“, fordert Jürgen Lutz, Vorsitzender des Bunds deutscher Orgelbaumeister. Seit März 2023 ist der Traditionsverband neuestes Mitglied im Deutschen Musikrat.
Das politische Ziel hinter dem Beitritt sei, so Lutz im Interview, dass der Bund als Vertreter der Orgelbauer seine Belange gegenüber den Kirchen und der Politik besser artikulieren möchte.

„Wenn Sie keine Lobby haben, haben sie keine Chance“
Ein konkretes Beispiel für die politische Arbeit des Verbands: Die Europäische Chemikalienagentur ECHA plane, Blei als Werkstoff zu verbieten. Dieser sei aber im Orgelbau unverzichtbar. Der Bund der Orgelbaumeister strebe daher eine Ausnahmeregelung an.
Vom Deutschen Musikrat verspricht sich Lutz eine gewisse Unterstützung. „Wenn Sie keine Lobby haben, haben sie keine Chance irgendwelche Belange durchzusetzen oder zu artikulieren“, so der Verbandsvorsitzende. „Da brauchen Sie einfach ein Sprachrohr, das auch politisch entsprechend Gewicht hat.“
Die Krise der Kirchen trifft auch die Orgelszene
Auch den Orgelbau habe die Corona-Pandemie getroffen, sagt Lutz. Seitens der Kirchenleitungen hatten teils Verbote für Dienstreisen bestanden. Ohne Dienstreisen waren keine Begutachtungen der Orgeln möglich, daher keine Ausschreibungen und schließlich auch keine Aufträge.
Auch die Krise der Kirchen in Deutschland treffe die Orgelkultur. Zwar sei der Süden Deutschland bisher ohne große Kirchenschließungen ausgekommen, aber angesichts der sinkenden Mitgliedszahlen sei durchaus möglich, dass künftig mehr Kirchen umgewidmet würden.

Gebrauchsfähige Orgeln, so Lutz, würden dann zunehmend an bedürftige Gemeinden weitergegeben oder ins Ausland verkauft werden. Die Orgeln werden dann teilweise ins Ausland verkauft oder an andere Gemeinden vergeben.
„Die Orgellandschaft wird schrumpfen“
Der deutsche Orgelbau habe außerdem ein großes Nachwuchs-Problem, sagt Lutz. Es sei schwierig, junge Menschen für das Instrument und den Orgelbau zu gewinnen.
Probleme sieht Lutz dabei auch in der fehlenden musikalischen Förderung seitens der Schulen: Das Fach Musik komme in allen Schulformen zu kurz. Jugendliche kämen zu wenig mit den Instrumenten in den Kontakt und hätten daher gar keinen Bezug zu ihnen.
In Zukunft rechnet der Vorsitzende des Bundes Deutscher Orgelbaumeister mit weniger Unternehmen am Markt. Das sei auch notwendig, damit die Betriebe auch Arbeit finden können. Jürgen Lutz ist überzeugt: „Die Orgellandschaft wird schrumpfen.“
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