Jubiläum

Zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach

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Die eingängigen Melodien der Tanznummern "Cancan" und "Barcarole" kennt jeder – nicht unbedingt aber deren Erfinder: Jacques Offenbach. In diesem Jahr wäre er 200 geworden.

Am 20. Juni 1819 wurde der deutsch-französische Komponist in Köln geboren. 2019 feiert die Musikwelt seinen 200. Geburtstag. Er gilt als Begründer der modernen Operette.

Von Köln nach Paris

Am 20. Juni 1819 wurde der Jacques Offenbach als Jakob Offenbach in Köln geboren. Sein Vater war Kantor in der Kölner Synagoge und brachte ihm Geige- und Cellospielen bei. Mit 14 Jahren wanderte der Musiker nach Frankreich aus. Er wollte am bekannten Konservatorium in Paris studieren – ein Privileg, das damals eigentlich Franzosen vorbehalten war. Kurz zuvor war Klaviervirtuose Franz Liszt noch abgelehnt worden. Doch Offenbach hatte Erfolg. Zwar verließ er das Konservatorium nach kurzer Zeit wieder, doch Paris blieb Dreh- und Angelpunkt seines musikalischen Wirkens. Aus Jakob wurde Jacques, der sich als Cellist und Komponist einen Namen machte. 1855 gründete Offenbach ein eigenes Theater und entwickelte die Gattung Operette. Der "Kölsche Jung" gilt heute als Erfinder des modernen Unterhaltungstheaters – Fluch und Segen zugleich.

"Nur" Unterhaltungsmusik?

Beim Publikum kam die Mischung aus Kunst und Unterhaltung zwar gut an – Offenbachs Melodien sind leicht und eingängig. Andererseits brachte ihm das auch den Ruf ein, letztlich nur unbedeutende Unterhaltungsmusik zu komponieren. Dabei strotzen viele Werke vor Satire und Kritik an den Verhältnissen und der Obrigkeit: Unterhaltung, die zugleich der Gesellschaft auf den Zahn fühlt. Die Operette "Pariser Leben" etwa bringt Liebe und Lust in für damalige Zeiten ungewohnt freizügiger Weise auf die Bühne. Anlässlich der Uraufführung befürchtete der Theaterdirektor einen Skandal. Doch das Publikum war begeistert. In "Hoffmanns Erzählungen", einer nicht vollendeten Oper, die Geschichten von E.T.A. Hoffmann aufgreift, stehen Technik, Liebe und Kunst im Zentrum.

Deutsch-französischer Krieg als Verhängnis

Der deutsch-französische Krieg 1870/71 wirkte sich nachhaltig auf das Leben des Komponisten aus: In Frankreich wurde der Künstler fortan als "Deutsch-Jude" angefeindet, in Deutschland als Vaterlandsverräter und "französisch-dekadent" abgelehnt. Sein Weltbürgertum schlug in Heimatlosigkeit um. Offenbach starb am 7. Oktober 1880 in Paris. Viele seiner Werke wurden vergessen, der Komponist auf wenige Stücke reduziert. Neben der Außenseiterrolle könnte seine jüdische Herkunft dazu beigetragen haben. Zwar wurde Offenbach seiner Frau zuliebe katholisch. Trotzdem verboten die Nazis seine Werke als "jüdisch". Experten finden immer mal wieder unbekannte Kompositionen und versuchen, deren Inhalt in die heutige Zeit zu übertragen.

Jubiläumsfeiern in Köln und Paris

Zum Jubiläum würdigt Offenbachs Geburtsstadt Köln den Komponisten mit einem bunten Programm. Zahlreiche Veranstaltungen über ihn, die Rezeptionsgeschichte, aber auch Diskussionen etwa zu Humor oder Antisemitismus sollen Offenbach und die Vielfalt seines Werks bekannter machen. In seiner Wahlheimat Paris ist ein Straßenfest zu seinen Ehren geplant. Auch andere Städte beteiligen sich: Dresden etwa führt die Operette "Häuptling Abendwind" auf, Berlin "Hoffmanns Erzählungen" und in Mannheim steht "Orpheus in der Unterwelt" auf dem Programm.

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SWR