Impressionen vom Klavierfestival in Luzern (Foto: Pressestelle, © Patrick Hürlimann/Lucerne Festival)

Nachbericht

Igor Levits Klavierbattle in Luzern

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AUTOR/IN
Denise Dreher

Es ist ein Musikfest der Superlative – wie immer, wenn das Kultur- und Kongresszentrum Luzern ein Festival ausrichtet. So auch das erste Klavierfest Luzern, dessen Idee und Konzept von dem Pianisten Igor Levit stammen. In Luzern war er Gastgeber, mit dem Ziel, dass sich Jazzmusiker, klassische Musiker und auch das Publikum „einander umarmen“.

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Wagnis vor dem Publikum

Igor Levit wirbt um Vertrauen, das sollte nicht schwierig sein bei einem zutraulichen Publikum, das in der behüteten, gutsituierten und sicheren Schweiz ins Kultur- und Kongresszentrum Luzern kommt.

Aber das, was sie dort erwartet, ist tatsächlich etwas Neues. Natürlich weiß man, dass klassische Pianisten auch mal improvisieren und dass Jazzpianisten Wohltemperiertes Klavier spielen. Aber allermeistens nur im stillen Kämmerlein, denn vor Publikum ist das was ganz anderes.

Tränenreiches Klavierspiel

Levit traut sich was und spielt solistisch eine Uraufführung von Hersch, mit ihm im Duett und vergießt Tränen, wenn Hersch als Solist „And so it goes“ spielt.

„Ich habe noch nie erlebt, wie ein Musiker so vereint war mit dem Instrument. Ich habe noch nie erlebt, wie jemand Töne nicht aus dem Instrument herausholte, sondern in das Instrument rein atmete.“

Impressionen vom Klavierfestival in Luzern (Foto: Pressestelle, © Peter Fischli/Lucerne Festival)
Fred Hersch präsentiert seine Auftragskomposition „And so it goes“ am Flügel. Igor Levit war zu Tränen gerührt.

Spaß an der Musik

Für Fred Hersch war der Kompositionsauftrag nicht nur eine große Ehre, sondern auch ein Riesenspaß. Er verzaubert als Solist und spielt mit seinem Trio, als seien sie schon immer zusammen.

„Gerade wenn ich reise ist es wichtig, dass ich mich mit den Leuten gut verstehe. Professionelle Musiker, angenehme Leute, mit denen man Spaß haben kann. Das ist eigentlich das Wichtigste.“

Fred Hersch ist einer der ganz Großen in Luzern. Einer, der auf dem Klavier Geschichten erzählt, für den Melodie und Harmonik wichtig sind.

Impressionen vom Klavierfestival in Luzern (Foto: Pressestelle, © Patrick Hürlimann/Lucerne Festival)
Fred Hersch mit seinem Trio beim Klavierfestival in Luzern.

Geheimtipp: Summer

40 Jahre jünger ist Johanna Summer. Auch sie ist ein Geheimtipp von Levit und spielt mit Delikatesse. Sie sammelt ihr Material in der Klassik und der Romantik. Ihr neues Album heißt Resonanzen, das sie in Luzern auch vorstellte.

„Ich spiele diese Stücke nicht im konventionellen Sinn, so wie sie komponiert wurden, sondern ich improvisiere mit dem Material, was da drinsteckt und versuche das aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.“  

Johanna Summer beim Klavierfestival in Luzern (Foto: Pressestelle, © Patrick Hürlimann/Lucerne Festival)
Johanna Summer ist der Geheimtipp des Festivals.

Mischung der Musik

Vier Tage Klaviermusik: reine Klassikkonzerte, reine Jazzkonzerte und die reine Freude, wie im Abschlusskonzert Charakterstücke von Robert Schumann und Johanna Summers Sicht auf sie und Beethovens Appassionata mit den Einlassungen von Fred Hersch ineinanderflossen.

Igor Levit im Gespräch mit Michael Haefliger, Intendant des Festivals

Laut dem Intendanten Michael Haefliger hat jeder Künstler den Traum der absoluten Freiheit. Eines der höchsten Gefühle, die bei dem Festival signalisiert werden sollen, sei die Verinnerlichung des klassischen Werks anhand der Partitur und der daraus entstehenden Improvisation.

Man gehe einen Schritt weiter, nachdem man über das Geschriebene reflektiert. Auf diese aufregende Premiere des Klavierfests werden weitere folgen, stets kuratiert von Igor Levit.

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Denise Dreher