Es ist ein Musikfest der Superlative – wie immer, wenn das Kultur- und Kongresszentrum Luzern ein Festival ausrichtet. So auch das erste Klavierfest Luzern, dessen Idee und Konzept von dem Pianisten Igor Levit stammen. In Luzern war er Gastgeber, mit dem Ziel, dass sich Jazzmusiker, klassische Musiker und auch das Publikum „einander umarmen“.
Wagnis vor dem Publikum
Igor Levit wirbt um Vertrauen, das sollte nicht schwierig sein bei einem zutraulichen Publikum, das in der behüteten, gutsituierten und sicheren Schweiz ins Kultur- und Kongresszentrum Luzern kommt.
Aber das, was sie dort erwartet, ist tatsächlich etwas Neues. Natürlich weiß man, dass klassische Pianisten auch mal improvisieren und dass Jazzpianisten Wohltemperiertes Klavier spielen. Aber allermeistens nur im stillen Kämmerlein, denn vor Publikum ist das was ganz anderes.
Tränenreiches Klavierspiel
Levit traut sich was und spielt solistisch eine Uraufführung von Hersch, mit ihm im Duett und vergießt Tränen, wenn Hersch als Solist „And so it goes“ spielt.
Spaß an der Musik
Für Fred Hersch war der Kompositionsauftrag nicht nur eine große Ehre, sondern auch ein Riesenspaß. Er verzaubert als Solist und spielt mit seinem Trio, als seien sie schon immer zusammen.
Fred Hersch ist einer der ganz Großen in Luzern. Einer, der auf dem Klavier Geschichten erzählt, für den Melodie und Harmonik wichtig sind.
Geheimtipp: Summer
40 Jahre jünger ist Johanna Summer. Auch sie ist ein Geheimtipp von Levit und spielt mit Delikatesse. Sie sammelt ihr Material in der Klassik und der Romantik. Ihr neues Album heißt Resonanzen, das sie in Luzern auch vorstellte.
Mischung der Musik
Vier Tage Klaviermusik: reine Klassikkonzerte, reine Jazzkonzerte und die reine Freude, wie im Abschlusskonzert Charakterstücke von Robert Schumann und Johanna Summers Sicht auf sie und Beethovens Appassionata mit den Einlassungen von Fred Hersch ineinanderflossen.
Igor Levit im Gespräch mit Michael Haefliger, Intendant des Festivals
Laut dem Intendanten Michael Haefliger hat jeder Künstler den Traum der absoluten Freiheit. Eines der höchsten Gefühle, die bei dem Festival signalisiert werden sollen, sei die Verinnerlichung des klassischen Werks anhand der Partitur und der daraus entstehenden Improvisation.
Man gehe einen Schritt weiter, nachdem man über das Geschriebene reflektiert. Auf diese aufregende Premiere des Klavierfests werden weitere folgen, stets kuratiert von Igor Levit.
Mehr zu Igor Levit
CD-Tipp Igor Levit: „Encounter“
Igor Levit, mit seinen 33 Jahren mittlerweile Deutschlands prominentester Pianist, kann sich mittlerweile aussuchen, welches Repertoire er einspielt. Eleonore Büning erkennt im CD-Tipp auf dem Doppelalbum einen rosa Faden, der die Stücke auf „Encounter“ verbindet und ist auch sonst gänzlich begeistert von der Art, wie Levit den Steinway behandelt.
Musikmarkt Buch-Tipp: „Igor Levit und Florian Zinnecker: Hauskonzert“
Kaum eine Musikerpersönlichkeit polarisiert in den letzten Jahren die Öffentlichkeit so, wie der Pianist Igor Levit. Für die einen ist er als Interpret ein Gipfelstürmer, für die anderen werden seine Fähigkeiten und die Fallhöhe seiner Interpretationen weit überschätzt. Dazu kommt, dass Levit lautstark seine Stimme gegen Antisemitismus und Rassismus erhebt und damit zur Zielscheibe rechter Anfeindungen wurde. Im Hanser Literaturverlag ist unter dem Titel „Igor Levit und Florian Zinnecker - Hauskonzert“ eine Neuveröffentlichung erschienen, die den Pianisten nicht nur biografisch durchleuchten soll. Ein Beitrag von Georg Waßmuth.
Musik mit Igor Levit bei SWR2
Rezension Igor Levit spielt Dmitri Schostakowitsch und Ronald Stevenson
Man könnte eine Umfrage starten: Wer ist der medial meist präsente Pianist der Gegenwart? Nimmt man seine Auftritte im Fernsehen und auf Social Media hinzu, so steht sicher Igor Levit an der Spitze. Neben allen möglichen Statements zu Politik und anderen Themen vergisst man leicht, dass Levits Hauptberuf immer noch das Klavierspielen ist. Nun meldet er sich in Sachen Kerngeschäft mit einem neuen Album zurück, das zwei Werke abseits des gängigen Repertoires beleuchtet: Musik von Dmitri Schostakowitsch und Ronald Stevenson. Christoph Vratz hat sich Igor Levits neueste Beiträge aus dem Aufnahmestudio angehört.