Das Debüt-Album der norwegischen Violonistin Eldbjörg Hemsing

Ein Fest für Geigenfans

Stand
AUTOR/IN
Jörg Lengersdorf
Logo SWR2 (Foto: SWR)
KÜNSTLER/IN
Eldbjörg Hemsing
Wiener Symphoniker

CD-Tipp vom 11.5.2018

Bei Schostakowitschs erstem Violinkonzert geht man buchstäblich durch alle Kreise der Hölle, zu Tode betrübt vor dem Finale, bis dann alles irgendwie himmelhoch jauchzt, aber derart grotesk, dass das Lachen sicher im Halse stecken bleibt. Ein Stück, nach dem Zuhörer im Konzert verlässlich Bravo brüllen, noch verstrickt in diese suchtgefährdende Mischung aus Aggression und Ausgelassenheit. Gefährliche Musik, und so gefährlich, auf Messers Schneide, gespielt von der norwegischen Solistin Eldbjörg Hemsing, gerade 29 Jahre jung geworden.

Hinreißende Musik

In Berlin wohnt die weltweit konzertierende Solistin inzwischen, aber in einem ZEIT Interview konnte man vor ein paar Wochen lesen, dass ihre eigentliche Heimat die norwegischen Berge geblieben seien, die verschneiten Wege, auf denen sie meistens auf Skiern zur Schule gefahren ist. Mit dem Klang der Hardangerfiedel sei sie aufgewachsen, auch das war zu erfahren. Und dann habe ein Freund ihr vor ein paar Jahren Geigennoten geschenkt, uralte Noten, die sie dann noch mehr habe verstauben lassen. Gottseidank hat sie dann doch noch irgendwann in diese Noten geschaut: Ein Violinkonzert war da aufgeschrieben, von 1914. Und das war seitdem nur zweimal aufgeführt worden. Eldbjörg Hemsing hat es zum ersten Mal für den Tonträgermarkt aufgenommen. Hjalmar Borgströms Violinkonzert ist Musik, die schon 1914, zur Uraufführung, seltsam altmodisch gewirkt haben muss. Aber, mich drängt es zu einem Geständnis: Es ist einfach hinreißende Musik. Fantastisch gegeigt, anachronistische Musik vielleicht, aber für Geigenfans... ein Fest.

CD-Tipp vom 11.5.2018 aus der Sendung Treffpunkt Klassik - Neue CDs

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AUTOR/IN
Jörg Lengersdorf
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KÜNSTLER/IN
Eldbjörg Hemsing
Wiener Symphoniker