Bei der Bearbeitung von Hanns Eisler, Erwin Stein und Karl Rankl stehen — statt wie ursprünglich geplant knapp 100 — nur 11 Musiker*innen auf der Bühne. Aber auch kammermusikalisch sei es möglich, starke Kontraste zu schaffen und die flächigen Effekte eines großen Orchesters nachzuahmen, so Kienle im Gespräch.
Eine Reise zu den Orten der Entstehung
Um die Wirkung eines großen Orchesters auch im kleinen Ensemble zu verwirklichen, hat Friederike Kienle nicht nur ausgiebig mit dem Ensemble Balance gearbeitet. Kienle hat sich mit der Sinfonie vertraut gemacht, wie es etwa Schauspieler*innen mit einer neuen Rolle tun. Die Dirigentin hat sich unter anderem intensiv über die Zeit der Entstehung der Sinfonie eingelesen und sie ist nach Linz und nach Sankt Florian gefahren — die Orte, an denen Bruckner die Sinfonie komponiert hat.
„Das werde ich nie vergessen. Ich war ungefähr die einzige Touristin, und habe ein Privatkonzert bekommen. Der Organist hat für mich auf der Bruckner-Orgel improvisiert und diese Klänge von dieser Orgel in dieser großen Kirche, das hat mich so tief beeindruckt. Und ich habe es so verstanden, wie er zu diesen Klängen und zu diesem Ausdruck gekommen ist und mit diesem Bild im Hinterkopf habe ich mich auf diese Symphonie vorbereitet.“