
In 93 Ländern gab es 2019 Angriffe auf die künstlerische Freiheit. Damit zeige sich einmal mehr die weltweit verbreitete Gefahr für die Freiheit der künstlerischen Meinungsäußerung, so die dänische Nichtregierungsorganisation (NGO) Freemuse in ihrem am 15. April vorgestellten Jahresbericht "The State of Artistic Freedom 2020". In dem Bericht dokumentiert die NGO insgesamt 711 Fälle – 32 Prozent davon betrafen Musiker*innen. Musik ist demnach vor der Bildenden Kunst (26 Prozent der Fälle) die für Künstler*innen "gefährlichste“ Kunstgattung. Neben der persönlichen Bedrohung einzelner Künstler*innen durch Gewalt und Justiz sind für viele Länder auch Fälle verbotener Veranstaltungen und Lieder bekannt.
"Die Freiheit der künstlerischen Meinungsäußerung ist geschützt, solange sie zur vorherrschenden Meinung passt. Politisch, religiös und digital."
In Spanien sitzen weltweit die meisten Künstler in Haft
Für die Musik sieht der Bericht die meisten Verletzungen der Kunstfreiheit in der Türkei, gefolgt von den USA, dem Iran, China, Spanien und Russland. Spanien führt auch die Liste mit den meisten inhaftierten Künstlern weltweit an. Sowohl in Spanien als auch in anderen Ländern werden die Einschränkungen der Musik meist mit Staatsgefährdung, Anti-Terrormaßnahmen und religiösen Motiven begründet. Deutschland taucht in dem Bericht im Bereich der Musik nur mit Auftrittsverboten von Rappern im Zusammenhang mit dem Israel-Palästina-Konflikt auf.
Sechs Tötungen im Bereich Musik
Auch sechs Tötungen von Musiker*innen sind in dem Bericht dokumentiert. Zwei davon ereigneten sich in Uganda. Weitere Todesfälle sind für Russland, El Salvador und die USA aufgelistet, wo ein 17-jähriger Teenager erstochen wurde, weil er Rapmusik hörte, die den Täter "verunsicherte". In Mali wurde ein Sänger und Dichter von Dschihadisten ermordert.
Und die klassische Musik?
Weit häufiger als klassische Musiker*innen sind Künstler*innen aus den Bereichen Hiphop, Punk, Rap, Pop und Heavy Metal bedroht. Die Klassik ist lediglich mit einem Fall eines Auftrittsverbotes vertreten. Demnach durften mehrere tschechische Orchester nicht mehr in China auftreten - als Reaktion auf die Unterstützung Taiwans durch den Prager Bürgermeister Zdenek Hrib.