Ungewöhnliche Musikberufe

Die Übertitel und ich: Übertitler Cornelius Feil zu seinem Musikberuf

Stand
AUTOR/IN
Ulla Zierau
ONLINEFASSUNG
Sebastian Kiefl

Einen ungewöhnlichen Musikberuf hat Cornelius Feil: Er ist Übertitler an der Stuttgarter Staatsoper, und das schon seit 30 Jahren. Vorher war er Statist, absolvierte ein Gesangsstudium und lernte danach noch TV- und Videotechnik. Und jetzt bringt er all diese Fähigkeiten als Übertitler zusammen. Im Musikgespräch erzählt er, was ein Übertitler genau macht, welche Voraussetzungen man neben dem Klavier spielen noch haben muss und was er tut, bevor eine Oper losgeht.

Audio herunterladen (16,5 MB | MP3)

Übertitel statt Untertitel

Filmeliebhaber genießen den Luxus, einfach die Tonspur in die eigene Sprache zu ändern, falls die Fremdsprachkenntnisse mal nicht ausreichen sollte. Ansonsten können auch Untertitel helfen, das Gesprochene besser zu verstehen.

In der Oper können die Sängerinnen und Sänger allerdings nicht einfach die Sprache auf Knopfdruck umstellen, zumal hin und wieder auch eine Wagner-Oper selbst für Deutschsprachige nicht auf Anhieb verständlich sein kann. Abhilfe wird hier durch die Übertitel geschaffen, die über der Bühne den Text – seit einiger Zeit sowohl in Deutsch als auch in Englisch – anzeigen.

Naturgetreue Übersetzungen

Dafür verantwortlich an der Staatsoper Stuttgart ist Cornelius Feil, er ist dort seit 30 Jahren Übertitler. Eine offizielle Berufsbezeichnung gibt es allerdings nicht, daher streichen Rechtschreibprogramme „Übertitler“ rot an.

Feil selbst schreibt einen Teil der Texte, passt sie dann an die Musik, die Regie, das Licht und die Sängerinnen und Sänger an. Dabei entspricht der Text der über die Bühne projiziert wird eigentlich immer 1:1 der Übersetzung der Originalsprache, so Feil. Manchmal seien allerdings Anpassungen nötig, zum Beispiel wenn im Originaltext Dinge geschehen, die in der Opernproduktion nicht auf die Bühne kommen.

Zuschauerraum der Staatsoper Stuttgart (Foto: Pressestelle, Matthias Baus)
Mittig ist die Königsloge in der Stuttgarter Oper zu sehen. Darin befinden sich zwei runde Fenster, hier sitzt die Technik für die Opernvorstellungen – und der Übertitler Cornelius Feil.

Musik fühlen statt hören

Feils Beziehung zur Stuttgarter Oper begann als Statist auf der Bühne, es folgte ein Gesangsstudium. Hier bekam Feil den Rat doch lieber etwas „Gescheites“ zu machen. Feil begann somit eine Ausbildung in der Fernseh- und Videotechnik. In der Summe entpuppte sich dieser berufliche Werdegang als optimales Paket um Übertitler zu werden. Wichtigste Voraussetzung sei die Fähigkeit zum Klavierspielen, so Feil.

Denn man müsse die Musik auch ohne sie hören beim Lesen fühlen, erklärt der Übertitler. Am Abend hat er während der Vorstellung die Klavierpartitur vor sich – die Orchesterpartitur sei schlichtweg zu überdimensional. Zur weiteren Ausstattung gehören mehrere Monitore, hier wird zum einen der Dirigent oder Dirigentin angezeigt, auf den anderen Monitoren sind technische Parameter zu sehen.

Station beim Übertitler

Selbst nach 30 Jahren erfreut sich Cornelius Feil immer noch an seinem Beruf, er gehe bei jedem Vorstellungsabend freudig in Richtung Stuttgarter Opernhaus.

Neugierige können sich bei der Staatsoper Stuttgart auf eine Hospitanz bewerben, eine Station führt zum Übertitler Cornelius Feil.

Stand
AUTOR/IN
Ulla Zierau
ONLINEFASSUNG
Sebastian Kiefl