Musikthema

Die Rom-Shing-Hakka-Opera-Troupe in Berlin - Eine taiwanische Teepflücker-Oper

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AUTOR/IN
Katharina Borchardt

Fernöstliche Klänge direkt hinterm Berliner Dom. Dort befindet sich das DDR-Museum, das einen eigenen Veranstaltungssaal direkt an der Touristenmeile zwischen Humboldtforum und Hackeschem Markt besitzt. Hier gastierte die „Rom-Shing-Hakka-Opera-Troupe“, ein Opernensemble aus Taiwan, das ein Programm aus Teepflücker-Stücken spielte. Wie das klingt? Denken Sie einfach an die Peking-Oper, bloß nicht mit Kaisern und Generälen, sondern mit einfachen Teepflückern.

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Krachender Einstieg

Krachend geht der taiwanische Opernabend in Berlin los, dabei schreckt das Publikum kurz zusammen. Ein Chui-da-Lied als Ouvertüre ist nichts für empfindliche Ohren. Aber ein Must-Have für jede Feier der Hakka-Volksgruppe.

Chui-da heißt Wind plus Percussion, den Wind simuliert die Suona, ein oboenartiges Blasinstrument. Trommeln, Zimbeln und Gongs machen den Beat.

Die Welt der Rom-Shing-Hakka-Opera-Troupe

Willkommen in der Welt der Rom-Shing-Hakka-Opera-Troupe, wie sich das Ensemble rund um den Gründer Cheng Rom-shing nennt. Chef Cheng gibt an der Trommel den Takt vor. Er stammt aus einer alteingesessenen taiwanischen Opern-Familie.

„Ich lernte verschiedene Rollen, und mein Großvater lehrte mich auch mehrere Instrumente. Meine Spezialität war lange die Rolle des kleinen Mädchens.“

Ausschnitte der Oper werden aufgeführt

Die weiblichen Rollen in allen chinesischen Opern wurden früher von Männern gespielt. Die Hakka stammen aus Südchina und wanderten seit dem 17. Jahrhundert nach Taiwan ein.

Die Operntradition brachten sie vom chinesischen Festland mit und entwickelten sie in Taiwan weiter. Eine ganze Hakka-Oper zeigen sie in Berlin aber nicht, denn das würde Stunden dauern.

Tee-Spezialisten

Auch Hsieh Jhy-Wey, der taiwanische Repräsentant ist anwesend. Er ist der Botschafter, aber so darf er sich nicht nennen, weil das demokratische Taiwan auf heftigen Druck von China von vielen Ländern nicht als Staat anerkannt wird, auch nicht von Deutschland.

Taiwan besteht aus Gebirge, Bergen und Hügeln. Als die Hakka-Leute nach Taiwan kamen, waren die besten, günstigsten Plätze schon weg, es blieben nur diese hügeligen Landschaften. Die Hakka-Leute haben die Teekultur, die sie von Südchina mitgebracht haben, weiter fortgesetzt und haben sich darauf spezialisiert.

Tee als Oper

Entstanden ist die Teepflücker-Oper aus Rhythmen und Liedern, die den Teepflückern die eintönige Arbeit erleichterten. Hu Yu Sheng – in blauem Arbeitsanzug, rosarotem Makeup und in die Länge geschminkten Augen – ist an der Seite seiner Liebsten, gespielt von Wu Dai Chen, mit hellgrünem Anzug und einem komplexen Haargeflecht, in dem kleine Blüten stecken.

Beide tragen ein Korbgefäß am Gürtel. Dorthinein stecken sie die imaginären Teeblätter, die sie aus der Luft pflücken. „Die beiden Liebenden gehen auf den Berg, um Teeblätter zu pflücken und zu trocknen. Sie machen Tee und laden die Leute zum Teetrinken ein“, fasst Cheng Rom-shing die Geschichte knapp zusammen.

Handbewegung statt Requisiten

In ihren Gesängen bespricht das fleißige Pärchen aber auch die Qualität des Tees zu verschiedenen Jahreszeiten. Sie besingen das Tee-Pflücken, aber auch das Trocknen und Einrollen der Teeblätter.

Requisiten werden dabei kaum verwendet, denn wie in der Peking-Oper sind es die Handbewegungen, die die Geschichte situieren und ausmalen. Das Publikum ist gebannt und die anwesenden Kinder geradezu hypnotisiert.

Demokra-tea

Taiwan ist bekannt für Oolong-Tee und für Jasmin-Tee. Und als multiethnischer Inselstaat auch noch für etwas anders, freut sich Wortspieler Hsieh Jhy-Wey:

„Wenn Sie mich fragen würden, welcher Tee der beste Tee von Taiwan ist, dann muss ich auf Englisch die Frage beantworten. People used to say: The best tea of Taiwan should be oolong tea or jasmine tea. That’s right. But in this case, I would say that as the diplomat of Taiwan: The best tea of Taiwan is our Demokra-tea.“

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