Was der 20-jährige Kurt Thomas als A-cappella-Messe erdacht hatte, wies der Kirchenmusik einen schlüssigen Weg: zwischen Klängen, die jeder Kirchenbesucher verstand und den Dissonanzen der Moderne. Damit profilierte er sich auch als Chorleiter und wurde 1957 schließlich Thomaskantor in Leipzig. Kurt Thomas lebte allerdings auch mit der Zerreißprobe zweier Diktaturen: Mit dem SED-gesteuerten Leipziger Stadtrat überwarf er sich. 20 Jahre früher war er als Leiter des ersten Musischen Gymnasiums einer sechsjährigen Gratwanderung ausgesetzt zwischen Zugeständnissen an die NS-Diktatur und dem Versuch, braune Einflüsse auf die Erziehung abzuwehren.