„Wim Wenders und ich hatten ein Ping-Pong-Spiel während der Kompositionsphase – das war für mich sehr bereichernd“, sagt der Filmmusikkomponist Leonard Küßner. Er hat für Wim Wenders Film über den Künstler Anselm Kiefer die Musik komponiert. In SWR2 spricht der 29-jährige gebürtige Gengenbacher über seine intensive Zusammenarbeit mit dem Star-Regisseur und wie die gewaltigen Bildwelten Anselm Kiefers seine Musik beeinflusst haben. Am 12. Oktober kommt „Anselm“ in die Kinos.
Paul Celan als Vermittler
Regisseur Wim Wenders, Künstler Anselm Kiefer und Filmmusikkomponist Leonard Küßner haben alle eine Gemeinsamkeit: sie teilen eine Vergangenheit mit dem Lyriker Paul Celan. 2020 vertonte Küßner Celans Gedicht „Einsamkeit“, dadurch wurde Wenders auf den Komponisten aufmerksam. Paul Celan könnte somit als indirekter Vermittler gesehen werden.
Während Anselm Kiefer vor allem für seine großformatigen Bilder bekannt ist, war es laut Küßner besonders herausfordernd, die „Feinfühligkeit und das Detail“ mit der Musik zu beleuchten. Die geschichtete Musik liefere sich mit dem Feinfühligen ein Frage-Antwort-Spiel.
„Ping-Pong-Spiel in der Kompositionsphase“
Persönlich kennengelernt haben sich Leonard Küßner und Anselm Kiefer erst bei der Filmpremiere, so Küßner. Die Inspiration der Musik entsprang dem Filmmaterial und den Kunstwerken selbst.
Auch der Regisseur Wim Wenders legt großen Wert auf die Musik, erzählt Küßner. Da Wenders die Musik „wahnsinnig wichtig“ sei, verbrachten Regisseur und Filmkomponist für ein halbes Jahr fast jeden Tag zusammen im Schnittraum. Für Küßner sei es dadurch eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe gewesen.
Gleichzeitig brachte die Arbeit an „Anselm“ eine Besonderheit mit sich. So entstand der Film noch während der Dreharbeiten, die Musik hatte laut Küßner damit auch Einflüsse auf die Filmentstehung, es entstand ein „Ping-Pong-Spiel in der Kompositionsphase.“
Lieblingsszene des Komponisten
70 Musiker*innen des Sinfonieorchesters Bratislava spielten die Filmmusik ein. Die Lieblingsszene des Komponisten ist eine fünfminütige Musikszene. Hier werden während einer Werkschau im französischen Barjac Anselm Kiefers Werk und sein Atelier selbst betrachtet, hier sei die Musik „am abwechslungsreichsten und vielfältigsten“ erklärt der Komponist, hier sollten die Besucher*innen besonders genau lauschen.
Gesamtsendung SWR Kultur vom 8.10.2023
„Anselm – Das Rauschen der Zeit“ – Wim Wenders porträtiert Anselm Kiefer in einem eindrucksvollen 3D-Dokumentarfilm, ab dem 12.Oktober im Kino zu erleben +++ Grashalme, Pusteblumen, Tierhaare – Christiane Löhrs zarte und raumgreifende Skulpturen sind jetzt im Arp Museum Bahnhof Rolandseck zu bestaunen +++ „Gemälde eines Mordes“ – der neue Roman von Heinrich Steinfest – ein fantastisches Treffen im Odenwald nahe Heidelberg +++ Frauen in der Kunst – der Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs e.V. feiert sein 130. Jubiläum +++ Achtung! „Bedrohte Kunstorte“ – Kunst braucht Raum, fordern Künstlerinnen und Künstler im Atelierhaus Altes Güteramt Mannheim +++ Kulturtipps – 25 Jahre Grenzenlos Kultur Festival in Mainz, ein Fest der freien Künste im Ulmer Roxy und „Der Schatten von Caravaggio“ im Kino
Auszeichnung Maler Anselm Kiefer wird in Paris mit Bundesverdienstkreuz geehrt
Der Maler und Bildhauer Anselm Kiefer wird mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet. Kulturstaatsministerin Claudia Roth soll dem 77-jährigen Künstler am 27. Februar in der Deutschen Botschaft in Paris den Verdienstorden überreichen.
Ausstellung „Beyond Fame“ Kunst oder nur Kommerz? Nicht jeder Star ist auch ein Künstler
Es gibt Künstler, die sind sehr prominent. Gerhard Richter zum Beispiel oder Anselm Kiefer. Und dann gibt es Prominente, die auch Kunst machen. Sind diese dann automatisch auch prominente Künstler?