Mehr als 70.000 Seiten Noten aller Art – von der Sonate bis zur Oper – hat der Freiburger Notengrafiker Joachim Linckelmann in seinen 28 Berufsjahren gesetzt. Begonnen hat er schon vorher, als Student in den 1980er-Jahren, auf den ersten Heimcomputern. In SWR2 berichtet er über seinen Berufsalltag und welche Anmerkungen in seinem Notentext besonders nennenswert sind.
Ein professionelles Notenbild für Verlagsausgaben
Klassisch handgeschriebene Manuskripte, alte Druckfassungen von Partituren, bei denen das Urheberrecht abgelaufen ist, oder digitale Dateien von Arrangeuren und Komponistinnen. Notengrafiker Joachim Linckelmann setzt die Musik seiner Auftraggeber in ein professionelles Notenbild um.
Seit 28 Jahren arbeitet Linckelmann als Notengrafiker. Er ist Geschäftsführer des Notensatzdienstes Freiburg. Ursprünglich Orchestermusiker, entschied er sich in den 1990er-Jahren aus familiären Gründen, den Beruf zu wechseln.

„Notenlesen ist das absolute Minimum“
„Heutzutage kommt jeder Notengrafiker wohl eher durch Zufall zum Beruf“, sagt Linckelmann im Gespräch mit SWR2. Er selbst sei auch eher in den Beruf hinein gerutscht. Bereits während des Studiums habe er Musikstücke auf dem Computer gesetzt.
Dann kam er durch Glück über den Verlag Breitkopf & Härtel an ein prestigeträchtiges Projekt: Hans Zenders komponierte Interpretation von Schuberts „Winterreise“.
Notenlesen, so Linckelmann, sei das absolute Minimum für den Beruf des Notengrafikers. Es gebe zwar auch Leute, die rein grafisch arbeiten würden, das sei aber wahrscheinlich der Ausnahmefall.
Je grafischer es wird, desto schneller kommt man an seine Grenzen
Vor dem Notengrafiker gab es den Notenstecher. In der Art der Anwendung habe seine Arbeit am Computer natürlich überhaupt nichts gemeinsam mit dem klassischen Notenstich auf Kupferplatten, der noch bis Ende des 20. Jahrhunderts existierte. Im Bild orientiere sich der moderne Notensatz aber immer noch an den Ergebnissen des Vorgängers.
Seine Aufträge, so Linckelmann, kämen heutzutage zu 99 Prozent von Musikverlagen. Je grafischer die zu bearbeitenden Manuskripte werden, desto schwieriger sei natürlich auch die Arbeit.
„Im zeitgenössischen Bereich, da stoßen Sie natürlich schneller an ihre Grenzen“, sagt der Notengrafiker. Teilweise müsse man neue Symbole in einem Grafikprogramm entwerfen und sie anschließend ins Notationsprogramm importieren, um den Wünschen des Auftraggebers gerecht zu werden.

Im Gedächtnis bleibt der Austausch mit den Lektoren
Die Aufträge, die einem besonders in Erinnerung bleiben, berichtet Joachim Linckelmann, seien meistens diejenigen, bei denen man einen intensiven Kontakt mit dem Herausgeber habe – im Positiven wie im Negativen.
Ab und zu gehe es doch ein bisschen wild zu in der Kommunikation. Eine Formulierung, die ihm im Gedächtnis geblieben ist: „This looks like dog‘s breakfast“ – „Das sieht aus wie Hundefrühstück“.
Man dürfe den teils ruppigen Ton von Lektorinnen und Lektoren nicht persönlich nehmen. Die Einzeichnungen aus kompetenten Lektoraten seien schließlich die einzige Möglichkeit, sich selbst zu verbessern. Notengrafik, gibt Linckelmann zu bedenken, ist kein Ausbildungsberuf mehr. Das Wissen müsse man sich selbst zusammensuchen.
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