Gerade liegt das gesamte öffentliche Kulturleben brach. Aber wie kann es nach einem für die Kultur oft desaströsen Jahr 2020 weitergehen in den Konzert- und Opernhäusern? Eine mögliche Antwort gibt eine neue Studie aus dem Dortmunder Konzerthaus. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen des Fraunhofer Heinrich Hertz Instituts, Vertreter*innen des Bundesumweltamtes und Hygiene-Spezialist*innen entstand die Untersuchung zum Thema „Corona Ausbreitung im Konzertsaal“.
Aersosol-Messungen im Saal
Die Wissenschaftler*innen unternahmen Versuche mit einer Puppe auf einem Sitzplatz des Dortmunder Konzerthauses. Der Dummy wurde mit Schläuchen versehen, sodass aus seinem Mund eine festgelegte Menge an Aerosolen und CO2 austreten kann.
Die Experimente wurden bewusst etwas übertrieben gestaltet: So war die Partikel-Größe der Puppen-Aerosole im Vergleich zur Realität wesentlich kleiner, das heißt: die Aerosole flogen ungleich weiter als die vom Menschen kommenden. Auch verzichteten die Fraunhofer-Wissenschaftler*innen auf eine gewöhnliche Ausatmung. Der kontinuierliche Luftstrom verteilte somit ungleich mehr Puppen-Aerosole als Frau oder Mann.
Entscheidend sind ein großer Saal und vor allem die Lüftung
Trotz aller vorsichtigen Übertreibungen ist die Aerosol-Verteilung auf direkten Nachbarplätzen – sei es vorn, hinten, rechts oder links – minimal, also kaum messbar mit den ultravioletten Analysemethoden. Erklärungen für diesen günstigen Verlauf liegen nur zum kleinen Teil begründet in den Faktoren Temperatur oder Luftfeuchtigkeit. Entscheidend ist der große Saal und vor allem die Lüftung, die in Dortmund das gesamte Luftvolumen in 20 Minuten-Intervallen komplett austauscht. Da die meisten Konzert-, Opern- und Theaterhäuser eine ähnliche Lüftung haben, ist die Studie übertragbar.
Empfehlung: Die Hälfte der Sitzplätze belegen
Selbst für eine 100-prozentige Besetzung eines Konzertsaales gäbe es nun gute Argumente; thermische Effekte würden sich durch mehr Publikum verstärken, sodass sich die Aerosole schneller nach oben bewegen. Das Tragen von Masken im Konzertsaal spielt – entgegen der Erwartungen der Wissenschaftler*innen – so gut wie keine Rolle, sie vermindern das geringe Risiko nicht weiter. Da ein Konzerthaus aber auch Garderoben hat, vielleicht engere Gänge und sanitäre Anlagen, plädieren die Forscher*innen für die Maske und eine 50-prozentige Auslastung bei Konzerten nach dem Lockdown.