Doku über Weltklasse-Geigerin

Bloß keine Fragen zum Kleid! Sigrid Faltin über Anne-Sophie Mutter und ihren Film „Vivace“

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INTERVIEW
Sigrid Faltin
MODERATOR/IN
Ulla Zierau
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Dominic Konrad

Anne-Sophie Mutter ist die berühmteste Geigerin unserer Zeit. „Diese Frau hat unglaublich viel Energie“, sagt Sigrid Faltin, die Regisseurin des Films „Vivace“. Am 28. März kommt die SWR-Produktion ins Kino. Im Musikgespräch spricht Faltin über die Zusammenarbeit mit Mutter, die sie für den Film mehrere Jahre begleitet hat: bei Gesprächen mit guten Freunden und auf Wanderungen.

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Mit Anne-Sophie Mutter beim Wandern

Viele Jahre intensiver Arbeit stecken im neuen Film „Vivace“. 2015 habe sie die Idee gehabt, einen Film über die 1963 im badischen Rheinfelden geborene Geigerin zu machen, sagt Dokumentarfilmerin Sigrid Faltin. Corona verzögerte die Fertigstellung. Nun, acht Jahre später, kommt die SWR-Doku endlich ins Kino.

Sie habe sich brav alle Porträts über die Ausnahme-Geigerin angesehen, so Faltin. Ein Bild, das in jedem Film zu sehen war: Anne-Sophie Mutter spaziert hundert Meter mit ihren Dackeln an der Isar entlang. Sie wollte das anders haben, sagte sich die Regisseurin.

Im Film sieht man die Geigerin beim Wandern durch die Tiroler Berge. Das erklärte Ziel, scherzt Sigrid Faltin, war es, sie beim Wandern auch körperlich herauszufordern: „Ich möchte eine Schweißperle auf der Stirn von Frau Mutter sehen.“

Kunscht!-Beitrag über „Vivace“

„Seit sie 13 Jahre alt ist, lebt sie in einer anderen Welt.“

Anne-Sophie Mutter wurde als 13-Jährige von Herbert von Karajan entdeckt. Seither steht sie in der Öffentlichkeit. Es ist kein gewöhnliches Leben, so die Regisseurin.

In „Vivace“ lässt Mutter viele persönliche Einblicke zu, etwa über den Tod ihres ersten Mannes Detlef Wunderlich. Im Gespräch mit dem Pianisten Lambert Orkis, der sie seit über 30 Jahren begleitet, berichtet Mutter, wie es für sie als Witwe war, neben der Weltkarriere auch den Pflichten einer alleinerziehenden Mutter gerecht zu werden.

„Ich glaube, um eine solche Karriere zu machen, muss man ein Energiebündel sein“, bemerkt Faltin anerkennend. Es bedarf einer ungemeinen Energie und Disziplin.

Anne-Sophie Mutter und Dokumentarfilmerin Sigrid Faltin (Foto: SWR)
Viele Jahre intensiver Arbeit stecken in diesem Film. Seit 2015 arbeitete Dokumentarfilmerin Sigrid Faltin (rechts) mit Anne Sophie Mutter an diesem Intimen Portät einer Weltklassemusikerin.

Tiefe Einblicke mit Barenboim, Williams und Federer

Neben Orkis zeigt der Film Anne-Sophie Mutter im Gespräch mit weiteren persönlichen Freunden und musikalischen Wegbegleitern wie Daniel Barenboim, Komponist John Williams oder US-Magier Steve Cohen.

Die Idee dahinter sei, so Faltin, dass Mutter sich Leuten, die sie kennt, anders öffnen könne. So erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer etwa, dass sie ein gnadenloses Groupie des Ex-Tennis-Profis Roger Federer ist und sich von ihm den Geigenkoffer ihrer Stradivari hat signieren lassen.

Bei der engen Zusammenarbeit habe es auch brenzlige Situationen gegeben, erinnert sich Sigrid Faltin. So habe sie etwa im Vorgespräch Mutters wunderbare Abendgarderobe gelobt. Bei der Geigerin sorgte das für Stirnrunzeln. Nach einer Erklärung, dass die Roben ihre Arbeitskleidung seien und mit ihnen auf der Bühne ein Gesamtkunstwerk entstehe, bemerkte der Weltstar: „Da haben sie aber grade nochmal die Kurve gekriegt."

Für Juni ist die Ausstrahlung von „Vivace“ im Ersten geplant. Der Film wird dann auch in der ARD Mediathek verfügbar sein.

SWR2 Zur Person Die Geigerin Anne-Sophie Mutter

Stargeigerin Anne-Sophie Mutter konzertiert seit über 40 Jahren weltweit in allen bedeutenden Musikzentren. Sie wurde vielfach ausgezeichnet und hat einen unschätzbaren Einfluss auf die Welt der klassischen Musik als Solistin, Visionärin und Förderin des musikalischen Spitzennachwuchses.
Ihre große musikalische Leidenschaft gilt aber auch der zeitgenössischen Musik, viele Kompositionen hat sie uraufgeführt. Außerdem widmet sich Anne-Sophie Mutter mit großem Einsatz ihren Benefizprojekten und zeigt sich in Corona-Zeiten kämpferisch für ihre Branche. Über Triumphe und Krisen, den Musikbetrieb und Persönliches erzählt sie im Gespräch mit SWR2.

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Geigenklänge im Musikstück der Woche

Musikstück der Woche mit Tianwa Yang und Nicholas Rimmer Johannes Brahms: Violinsonate Nr. 2 A-Dur op. 100

"Aber was haben Sie da Liebes und Behagliches gemacht", freute sich Elisabeth von Herzogenberg, in ihrem Brief an Johannes Brahms. Die Noten seien eine "wahre Liebkosung".

Musikstück der Woche mit Mila Georgieva Pablo de Sarasate: Zigeunerweisen

Für dieses Stück muss man absolut schwindelfrei auf der Geige sein: die Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate mischen geigerische Hochseilakrobatik mit extrascharfer Paprika.

Musikstück der Woche mit Antje Weithaas Wolfgang Amadeus Mozart: Violinsonate A-Dur KV 526

In Mozarts Violinsonate A-Dur sind Geige und Klavier musikalisch absolut ebenbürtige Partner. Antje Weithaas und Boris Kusnezow spielen Mozarts Gipfelwerk der Geigenliteratur.

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