Am 1. Juni 1723 trat Johann Sebastian Bach sein Amt als Thomaskantor in Leipzig an. Das Komponieren von Kantaten für den Gottesdienst, aber auch für weltliche Anlässe gehörte seitdem zu seinen Hauptjobs. Rund Dreiviertel seiner insgesamt 200 Kantaten sind in Leipzig entstanden. SWR2 Treffpunkt Klassik hat den Dirigenten und Bach-Experten Reinhard Goebel nach seinem ganz persönlichen Kantaten-Best-of gefragt.
Modernität ohne Blasphemie
In dieser Folge der fünfteiligen Reihe „Goebels Bach-Kantaten“ erläutert Goebel anhand der Kantate „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ BWV 6, wie Bach zwischen allseits gewünschter Modernität, selbstauferlegtem Kunstanspruch und kirchenmusikalischer Angemessenheit einen kompositorischen Weg fand und wie neue Solo-Instrumente Einzug hielten in seinen Kantaten-Kosmos.
300 Jahre Bach in Leipzig Best of Bach-Kantaten – Reinhard Goebel stellt seine Favoriten vor
Vor 300 Jahren, am 30. Mai 1723, tritt Johann Sebastian Bach sein Amt als Kantor der Leipziger Thomaskirche an. Das Komponieren von Kantaten gehörte seitdem zu seinen wichtigsten Dienstpflichten – für den Gottesdienst, aber auch für weltliche Anlässe. Bach-Experte Reinhard Goebel hat seine persönlichen Lieblinge ausgewählt und stellt sie in SWR2 Treffpunkt Klassik vor.
„Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ (BWV 6): Bach stellt die Oboe da caccia vor
Bach komponiert „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ für den zweiten Ostertag 1725. Die Kantate steckt voller Details, man könnte eine ganze Woche darüber erzählen oder ein ganzes Buch füllen, meint Reinhard Goebel.
Johann Sebastian Bach stand bei seinen Kompositionen vor der Herausforderung, die Musik so modern wie möglich zu gestalten, damit ihm nicht die Gottesdienstbesucher ausblieben, „doch durften die Kantaten vor lauter Kunstfertigkeit auf keinen Fall blasphemisch sein.
Es bedurfte genauer Überlegung bei der Komposition: Wie lege ich ein Werk an, was nehme ich mit rein, was lasse ich außen vor?
Bach findet Gefallen an der Oboe da caccia
In BWV 6 wird das Orchester in zwei Gruppen strukturiert. Eine Neuheit in BWV 6 ist die Oboe da caccia. Bachs Vorliebe für diese Oboe zeigt sich bei späteren Aufführungen, denn während sie 1725 noch die dritte Stimme übernimmt, ersetzt Bach bei einer späteren Fassung die Solo-Bratsche in einer Arie durch die Oboe da caccia.
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Buch-Tipp Reinhard Goebel: „Johann Sebastian Bachs Brandenburgische Konzerte“
Mit seinem Ensemble Musica Antiqua Köln hat er seit den 1970er Jahren für jede Menge Furore gesorgt: der Geiger und Dirigent Reinhard Goebel. Er ist einer der Pioniere der historisch informierten Aufführungspraxis in Deutschland. Seit 2010 lehrt er dieses Fach als Professor am Mozarteum in Salzburg und arbeitet als Dirigent für mehrere Ensembles. Vor allem die Musik Johann Sebastian Bachs hat ihn schon von Beginn seiner Karriere an fasziniert. Jetzt hat er ein Buch über die Brandenburgischen Konzerte Bachs geschrieben – durchaus auch „mit spitzer Feder“, wie SWR2-Rezensent Jan Ritterstaedt meint.
SWR2 Goebels Bach 300 Jahre Brandenburgische Konzerte (1/6)
"Diese Konzerte sind das Nonplusultra der Musikgeschichte! Sie regen dermaßen zum Staunen an – und sind gleichzeitig zum Niederknien“: In einer 6-teiligen SWR2-Reihe spricht Reinhard Goebel, der große Dirigent und leidenschaftliche Anhänger einer historisch informierten Aufführungspraxis, über die sechs „Brandenburgischen Konzerte“. In Folge 1 spricht Goebel über das 1. Konzert – und nimmt dabei auch ein kleines, selten gehörtes Instrument in den Blick.
SWR2 Goebels Bach 300 Jahre Brandenburgische Konzerte (2/6)
„Diese Konzerte sind das Nonplusultra der Musikgeschichte! Sie regen dermaßen zum Staunen an – und sind gleichzeitig zum Niederknien“: In einer 6-teiligen SWR2-Reihe spricht Reinhard Goebel, der große Dirigent und leidenschaftliche Anhänger einer historisch informierten Aufführungspraxis, über die sechs „Brandenburgischen Konzerte“. In Folge 2 sinniert Goebel über Zahlensymbolik und zeigt, wie kunstvoll Bach die Soloinstrumente zum Konzertieren bringt – als wären sie Protagonisten auf einer imaginären Bühne.
SWR2 Goebels Bach 300 Jahre Brandenburgische Konzerte (3/6)
„Diese Konzerte sind das Nonplusultra der Musikgeschichte! Sie regen dermaßen zum Staunen an – und sind gleichzeitig zum Niederknien“: In einer 6-teiligen SWR2-Reihe spricht Reinhard Goebel, der große Dirigent und leidenschaftliche Anhänger einer historisch informierten Aufführungspraxis, über die sechs „Brandenburgischen Konzerte“. In dieser Folge erläutert Goebel, wie Bach der Kunstliebe des Widmungsträgers ein klingendes Denkmal gesetzt hat – und warum das rasende Tempo des Finalsatzes nicht hysterisch, sondern historisch informiert ist.
SWR2 Goebels Bach 300 Jahre Brandenburgische Konzerte (4/6)
„Diese Konzerte sind das Nonplusultra der Musikgeschichte! Sie regen dermaßen zum Staunen an – und sind gleichzeitig zum Niederknien“: In einer 6-teiligen SWR2-Reihe spricht Reinhard Goebel, der große Dirigent und leidenschaftliche Anhänger einer historisch informierten Aufführungspraxis, über die sechs „Brandenburgischen Konzerte“. In dieser Folge schwärmt Goebel von der unübertrefflichen Kunstfertigkeit des Komponisten: „Ausgebuffter und virtuoser geht's nicht mehr!“
SWR2 Goebels Bach 300 Jahre Brandenburgische Konzerte (5/6)
„Diese Konzerte sind das Nonplusultra der Musikgeschichte! Sie regen dermaßen zum Staunen an – und sind gleichzeitig zum Niederknien“: In einer 6-teiligen SWR2-Reihe spricht Reinhard Goebel, der große Dirigent und leidenschaftliche Anhänger einer historisch informierten Aufführungspraxis, über die sechs „Brandenburgischen Konzerte“. In dieser Folge beleuchtet er die Hintergründe des musikgeschichtlich ersten Cembalokonzerts – und erklärt, warum es im modernen Konzertsaal „das erfolgloseste Werk ist, das man sich überhaupt nur vorstellen kann“.
SWR2 Goebels Bach 300 Jahre Brandenburgische Konzerte (6/6)
„Diese Konzerte sind das Nonplusultra der Musikgeschichte! Sie regen dermaßen zum Staunen an – und sind gleichzeitig zum Niederknien“: In einer 6-teiligen SWR2-Reihe spricht Reinhard Goebel, der große Dirigent und leidenschaftliche Anhänger einer historisch informierten Aufführungspraxis, über die sechs „Brandenburgischen Konzerte“. In dieser letzten Folge zeigt er, wie Bach die Endlichkeit der menschlichen Existenz symbolisch in Töne gesetzt hat.