Er soll sorglos gekleidet gewesen sein, mit einem Hut aus schwer zu bestimmender Form. Das sagten Zeitgenossen über Ludwig van Beethoven. Das Beethoven-Haus in Bonn sammelt karikatureske Zeichnungen und Comics rund um den Komponisten und zeigt sie nun in der Ausstellung „Wie komisch!“. Kuratorin Silke Bettermann erzählt, wie Zeichner Beethoven geradezu belauerten und wie der Komponist als Manga-Figur erfolgreich wurde.
Karikaturen und Comics im Beethoven-Haus
Seit Donnerstag, dem 11. Mai ist im Beethoven-Haus Bonn die neue Sonderausstellung: „Wie komisch! Beethoven in Karikaturen, Cartoons und Comics“ zu sehen. Das Publikum der Vernissage sei begeistert gewesen, verrät Kuratorin Silke Bettermann im Gespräch mit SWR2.
Die Ausstellung bietet einen anderen Blick auf den großen Komponisten der Wiener Klassik: nicht seine Werke, sondern die öffentliche Persona und der Blick der nachfolgenden Generationen auf den Schöpfer der 9. Sinfonie stehen im Mittelpunkt. Es gehe darum, was Menschen über Beethoven denken, so Kuratorin Bettermann. Die Ausstellung versuche eine Rezeptionsgeschichte Beethovens als Ikone unseres Kulturkreises.

Beethoven-Karikaturen werden kurz nach seinem Tod populär
Ihren Schwerpunkt legt die Ausstellung auf das Beethoven-Bild im 20. Jahrhundert. Sie wollte nicht einfach Bilder zeigen, über die man lacht, verrät Silke Bettermann. Die ausgestellten Werke sollten eine Geschichte über Beethoven transportieren und damit einen schlagkräftigen Blick auf die Zeit bieten, in der sie entstanden sind.
Durch den Publikumserfolg seines Orchesterstücks „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“ (Op. 91) wurde Beethoven zur Person des öffentlichen Interesses. Seine Zeitgenossen beschreiben ihn als exotische Erscheinung, erklärt Bettermann: sorglose Kleidung, ein formloser Hut und die Konversationshefte, die Beethoven immer mit sich führte, um trotz seiner Schwerhörigkeit mit Menschen kommunizieren zu können, sorgten für Aufmerksamkeit.

Um 1820 ist belegt, dass junge Männer in Wien dem Komponisten auflauerten, um ihn zu zeichnen. Beethoven selbst sei dafür ganz offen gewesen, sagt Bettermann. Diese Zeichnungen waren persönliche Andenken und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Erst Johann Peter Lyser veröffentlichte fünf Jahre nach Beethovens Tod Karikaturen des Komponisten nach Beschreibungen seiner Zeitgenossen.
„Beethoven – Unsterbliches Genie“: Ein Comic von Peer Meter
Beethoven ist Thema bei den „Peanuts“ und in Mangas
Einen festen Platz hat Beethoven auf dem Klavier von Schroeder in der Comic-Reihe „Peanuts“ von Charles M. Schulz (1922 - 2000). Sehr zum Frust von Lucy, die sich mehr Aufmerksamkeit von ihrem Angebeteten wünscht. Aus Frust zertrümmert sie die Büste mit einem Baseball-Schläger.
In gewisser Weise sei das eine Dekonstruktion der Kultur-Ikone, sagt die Kunsthistorikerin Silke Bettermann. Und damit typisch für die neuen, künsterischen Strömungen der 1950er-Jahre. Lange wären diese aber bei den „Peanuts“ nicht: Schroeder öffnet einen Schrank und zieht die nächste Beethoven-Büste vor das Piano hervor.

Auch Comic-Zeichner in Japan setzten sich verstärkt mit Beethoven auseinander: Osamu Tezuka (1928 - 1989), gerne als der „Gott des Manga“ betitelt, machte den Komponisten zum Manga-Helden. Er erfindet einen Antagonisten, der Beethoven im Zorn verletzt und damit seine Taubheit auslöst. Beethoven tritt in japanischen Comics in vielerlei Gestalt auf: So auch im Spiel „Monster Strikes“, das aus dem Komponisten einen Superhelden macht.
Auf die abschließende Frage, welches Werk Beethovens am besten zu seiner Darstellung in den Comics passt, weiß die Kuratorin eine klare Antwort: die „Wut über den verlorenen Groschen“. Sie sei schon von Beethovens Zeitgenossen gerne karikaturistisch genutzt worden.

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