Liebesschmerz in allen Schattierungen
Liebesklagen sind Barbara Strozzis große Spezialität: ihre Musik ist dann besonders intensiv und berührend, wenn die Seele seufzt, ächzt und jammert.
Mit dem Liebesschmerz in all seinen Schattierungen hat Barbara Strozzi schon von klein auf persönliche Bekanntschaft gemacht: 1619 kommt sie in Venedig als uneheliches Kind zur Welt. Als junge Frau wird sie selbst Mutter von vier unehelichen Kindern, der Vater ihrer Kinder ist ein verheirateter Adliger.
Sie selbst verdient sich als ehrenwerte Kurtisane ihren Lebensunterhalt. Ein wildes Leben! Selbst für Venezianische Verhältnisse.
Kantaten für die eigene Stimme
Barbara Strozzi kann nicht nur komponieren, sondern auch singen. Ihre Arien und Kantaten schreibt sie für sich selbst und ihre schöne Sopranstimme – deshalb gibt es von ihr auch nur ganz wenige größer besetzte Stücke.
Céline Scheen beweist Mut zum Überschwang
Wenn man hier brav die Noten absingt, taktet man die Musik schnell kaputt. Damit sich die Kraft dieser leidenschaftlichen Stücke wirklich entfalten kann, muss man sie mit Feuer in der Stimme singen, mit Mut zum Überschwang, auch mal Hässlichen – und mit Freiheit! Dann brennt und fasziniert diese Musik auch nach fast 400 Jahren.
So wie die Sopranistin Céline Scheen auf der CD „Barbara Strozzi. Virtuotissima Compositrice“, begleitet von der Cappella Mediterranea.
Cappella Mediterranea, Garcia Alarcon (Leitung):
Diese Aufnahme glüht vor Energie. Zwei große Lamenti sind auf der CD, außerdem mehrstimmige Madrigale aus Strozzis Opus 1. Die Texte dazu stammen von dem Dichter Giulio Strozzi, Barbaras Adoptivvater und höchstwahrscheinlich auch ihr leiblicher Vater.
Barbara Strozzi, Cavalli, Monteverdi
Auch die geistliche Musik Barbara Strozzis bringt die menschlichen Affekte zum Klingen, diesmal in ihrer frommen Ausprägung: Ehrfurcht, Zerknirschung, Ekstase.
In ihrem harmonischen Wagemut und ihrem Ideenreichtum sind Strozzis geistliche Stücke mindestens so stark wie ihre weltlichen. Unbedingt gehört sie in die erste Reihe der Musikgeschichte – gleich neben ihre venezianischen Kollegen Cavalli und Monteverdi zum Beispiel, die sie beide auch persönlich kannte.
Wunderbar, wenn man ihre Musik mit solch virtuoser Inbrunst singt wie Maria Cristína Kiehr und so farbig und phantasievoll begleitet wie das Concerto Soave auf der CD „Barbara Strozzi. Sacri Musicali Affetti“. An der Harfe sitzt übrigens Christina Pluhar. Auch diese Aufnahme von 1995 ist schon ein paar Jahre alt, aber immer noch die Referenz.