Wer kennt das nicht: Knarzende und unbequeme Kirchenbänke oder sterile Konzerthaussitze drücken die Stimmung und den Körper beim Konzertgenuss. Nicht so bei den Konzerten der Cellistin Katja Zakotnik. In ihrem Projektkonzert „Im Bachzustand“ verfrachtet sie ihr Publikum in bequeme Sitz- und Liegemöbel. Die Hintergründe der Konzertidee verrät sie im Gespräch.
Bach-Suiten und entspannte Haltung dank Relax-Mobiliar
Es ist ein Konzerterlebnis der etwas anderen Art: Das Publikum nimmt in Liegestühlen und auf Sitzsäcken Platz, vorne erklingen Bachs Cello-Suiten, gespielt von Katja Zakotnik.
Die Cellistin bezeichnet ihr Konzertprojekt „Im Bachzustand“ als „Genießerkonzert“. Das Geheimnis sei es für sie, das Publikum in eine Konzentration zu versetzen, in einem körperlich angenehmen Zustand. Wenn man nicht darüber nachdenken müsse, wie man sitzt, könne man einen viel besseren Zugang zu Bachs Musik finden, ist Zakotnik überzeugt.

Dass es dem Publikum ein Bedürfnis sei, sich mit mehr Gemütlichkeit der Musik zu nähern, habe sie im Vorfeld oft gehört, sagt die Cellistin. Niemand wolle in „Schockstarre“ ein Konzert hören, schon gar nicht nach einem langen Tag im Büro.
Das Publikum im Ludwigshafener KulTurm entspannt bei Bach
„Die Leute sehen so glücklich aus beim Konzert.“
Zu komfortabel macht es sich das Publikum trotz allem nicht. In ihrer Anmoderation gebe sie zwar immer die Erlaubnis, den Nachbarn beim Schnarchen wachzustubsen, doch schlafen habe sie noch niemanden in ihrem Publikum gesehen. Ganz im Gegenteil, berichtet die Cellistin: „Die Leute sehen so glücklich aus beim Konzert.“

Für Spannung sorge dann auch die Anordnung der Cello-Suiten, die sie für ihren Abend gewählt habe: Statt klassisch nach der Chronologie spielt sie in einer Sortierung nach Tonarten: der Anfang in d-Moll, dann die Es-Dur-Suite, nach der Pause die berühmte G-Dur-Suite und zum Finale die Cello-Suite in C-Dur, der klassischen „Rausschmeiß-Königs-Tonart“, lacht Zakotnik.
Für Katja Zakotnik ist es zentral, Berührungsängste abzubauen: Tür aufmachen und bitte eintreten, sagt sie im Gespräch. Es gibt keine Stufe.
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