Unterwasserkonzert „Aquasonic“ beim Mannheimer Sommer

Sphärische Klänge aus dem Aquarium

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„Aquasonic“ im Schwetzinger Rokoko-Theater ist eine der spektakulärsten Inszenierungen beim Mannheimer Sommer. Mit ihrem Unterwasserkonzert hat die dänische Künstlerformation „Between Music“ in letzter Zeit ziemlich viel Aufsehen erregt. Das Publikum sitzt dabei buchstäblich im Trockenen und schaut dabei zu, wie fünf Musikerinnen und Musiker in fünf Aquarien steigen, um auf eigens entwickelten Instrumenten Musik zu machen. Musik, die an nordischen Pop von Künstlern wie Björk erinnert.

Zehn Jahre Forschungsarbeit mit Tiefseetauchern und Instrumentenbauern

Das Unterwasserkonzert Aquasonic ist ein höchst aufwändiges Unternehmen. Man muss sich nur die Wasserbehälter mit ihrem rätselhaften Instrumentarium und die immer wieder auf- und abtauchenden Musiker ansehen.

Tatsache ist aber: den wirklichen Aufwand kann man nur erahnen. Denn bis es soweit war, dass die Truppe „Between Music“ mit ihrer ungewöhnlichen Klanginstallation auf Tournee gehen konnte, hat es zehn Jahre gedauert. Zehn Jahre, in denen die Künstler und Musiker mit Tiefseetauchern und Instrumentenbauern, Wissenschaftlern und Erfindern zusammengearbeitet haben. Wie verhalten sich die Schallwellen im Wasser und wieso klingt ein Instrument am einen Tag ganz anders als am nächsten? Wie bekommt man eine elektronische Verstärkung im Wasser hin, ohne dass man einen Schlag kriegt?

Sphärische und seltsam zitternde Klänge

Was sie da produzieren ist eine Abfolge von ungewöhnlichen Klängen: sphärisch und teilweise seltsam zitternd hören die sich an; geheimnisvoll, mystisch; pulsierend und erstaunlich raumfüllend. Es sind Klänge, die man auch außerhalb der Becken mit dem ganzen Körper spüren kann.

Weltweit erstes Instrument, das Klang durch Vibration im Wasser erzeugt

Manche der Instrumente, die benutzt werden, sind vertraut: eine Geige etwa – wenn auch nicht aus Holz, sondern aus Carbon; Gongs, Becken, Klangschalen. Aber dann gibt es da auch noch ganz andere Dinge, denen die Musiker Töne entlocken: Ein waagrecht liegender, durchsichtiger Plastikzylinder mit eingeböhrten Löchern und einem Schlauchgewirr im Inneren. Hydraulophon wird es genannt. Mittels der Schläuche wird Wasser mit Druck durch die Öffnungen gepresst.

Dann gibt es noch eine seltsame, längliche Drehapparatur mit Saiten, die zu einem grammophonartigen Trichter führen. Ein sogenanntes Rotacorde, erklärt die Musikerin Nanna Bech. Sie müsse sich sehr darauf konzentrieren, den richtigen Ton zu treffen, meint sie. Sie trage wasserfeste Kopfhörer in der Ohrmuschel, um die anderen Musiker zu hören.

Wie kann man unter Wasser singen oder trommeln?

Da unter Wasser zu singen etwas ganz anderes ist als über Wasser, haben die Musiker lange an der Technik gearbeitet. Das Beste sei, zu entspannen und die Luftblase ganz langsam kommen zu lassen. Je langsamer sie kommt, desto länger der Ton. Auch das Unterwasser-Trommeln seid deshalb so anders, weil der Druck dort viel größer ist, meint der Percussionist Morten Poulsen. Um den Arm von A nach B zu bewegen brauche er einfach viel mehr Kraft.

Performance und Experiment an den Grenzen der Physik

Aquasonic – Das Unterwasserkonzert der dänischen Künstlergruppe Between Music ist natürlich viel mehr als ein Konzert. Es ist gleichzeitig auch Performance und Experiment. Es spielt mit Klängen und Ästhetik, testet physikalische Grenzen aus, ist technikbesessen und scheint doch alle Naturgesetze auszuhebeln. Die Vorführungen im Schwetzinger Rokokotheater versprechen ein Unterwassermärchen fürs Auge und Ohr zu werden, eine Expedition in die Tiefen des nassen Elements – und das alles, ohne einen Tropfen abzukriegen.

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AUTOR/IN
SWR