Backstage-Talk

Alexandre Kantorow bei den Pfingstfestspielen Baden-Baden: Kopf oder Zahl? Bauchgefühl!

Stand
AUTOR/IN
Juliane Sauter
KÜNSTLER/IN
Alexandre Kantrow

„Er kann einfach alles“, schwärmt Teodor Currentzis über den Pianisten Alexandre Kantorow. Am 4. Juni ist er bei den Pfingstfestspielen Baden-Baden zu Gast. Im Gepäck: das Klavierkonzert Nr. 2 von Franz Liszt. Darüber, wie er das Klavier zum Singen bringt und welche Tricks er hat, spricht der 26-jährige Franzose im Backstage-Talk.

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Sind Sie spontan?

Ich habe folgende Technik: Ich werfe eine Münze und stelle mir vor: Ich mache es, oder ich mache es nicht. Die Emotionen, die du unmittelbar nach dem Werfen der Münze verspürst, zeigen dir genau, ob du es wirklich tun willst.

Ich werde also an die Münze denken, auf der stand: Tu es nicht. Und ich werde merken: Ach nein, ich möchte es aber tun.

Warum das Klavier?

Ich habe ein paar Tage Geige gespielt. Für ein Kind war ich schnell sehr faul. Ich liebe es, etwas schnell zu machen, und deshalb war die Geige für mich ein Albtraum. Du willst spielen, aber du hast keinen guten Klang.

Auf dem Klavier war der Anfang wie ein Spiel, bei dem man die Noten hat und das, was man in der Partitur sieht, mit den Noten verknüpft. Und ich liebe es, vom Blatt zu spielen und das Stück einfach zusammenzustellen.

Da war mir die Interpretation oder der Versuch, weiter zu gehen, erstmal egal. Ich war einfach froh, als ich es ein bisschen spielen konnte.

Introvertiert oder extrovertiert?

Ich bin auf jeden Fall mehr introvertiert. Ich muss unter extrovertierten Menschen sein, sonst würde ich sagen, verschließe ich mich. Wenn ich also allein gelassen werde, werde ich immer introvertierter nach außen hin.

Was mögen Sie am Klavier?

Ich denke, es liegt vor allem an der Fähigkeit, wie ein Chamäleon zu sein. Man kann wirklich jede Art von Musik machen und jede erdenkliche Emotion auf dem Klavier zeigen. Ich bin froh, ein solches Instrument zu haben.

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Und was mögen Sie nicht?

Nun ja, wir sind irgendwie... Wir wollen immer vibrieren, denke ich. Wenn wir nicht die Möglichkeit haben, uns so lange über das bloße Vibrieren zu halten, müssen wir all diese Tricks anwenden und alle Möglichkeiten nutzen, um zu versuchen, den Gesang nachzuahmen.

Aber dann haben wir eine spezielle Sprache dafür gefunden. Aber ja, manchmal will man einfach diesen ausgedehnten Klang, und diesen Bogen.

Was inspiriert Sie?

Dies ist eine wichtige Arbeit. Das ist eine wirklich wichtige Aufgabe. Es ist die Tatsache, Musik zu bewahren und sie dem Publikum zu zeigen. Die Musik, die in der Partitur steht, ist erst dann vollständig, wenn sie gespielt wird. Und wichtig ist auch der tiefe Glaube darin, dass eine Welt, in der so viele Leute diese Musik einem Publikum zeigen, nur besser sein kann.

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