Alban Gerhardt im Gespräch

Cello trifft Saxophon – „Phantasy in Blue“ von Alban Gerhardt und Alliage Quintett

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Alban Gerhardt & Alliage Quintett

Für sein neues Album hat Alban Gerhardt, einer der bekanntesten Cellisten unserer Zeit, mit dem Alliage Quintett kooperiert, vier Saxophonisten und eine Pianistin. Aus dieser ungewöhnlichen Begegnung ist ein buntes Programm entstanden: Gershwin, Vivaldi, Tschaikowski, de Falla und Schostakowitsch. Im Gespräch mit SWR2 verrät der Cellist, wie er sich mit seinem Instrument gegen vier Saxophone behauptet und was den Reiz ausmacht, eine Variation von Tschaikowsky in einem Blues-Arrangement zu spielen.

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Gershwin neu arrangiert: „Der einzige Grund für mich war rein egoistisch“

„Phantasy in Blue“ heißt das neue Album, das Cellist Alban Gerhardt mit dem Alliage Quintett aufgenommen hat. Der Titel erinnert nicht nur an George Gershwins „Rhapsody in Blue“, sie findet sich auch auf der Platte.

Er habe dieses Stück schon immer geliebt, schwärmt der Cellist. Da er das Klavierspielen allerdings mit 19 Jahren aufgegeben habe, sei es für ihn die einzige Möglichkeit gewesen, ein Arrangement für Cello zu spielen. „Der einzige Grund für mich war rein egoistisch“, lacht Gerhardt.

Tatsächlich klingt sein Cello im berühmten Gershwin-Intro fast wie eine Klarinette. Absolut gewollt: „Ich hatte eine Klarinette im Ohr und habe versucht, da möglichst gut ranzukommen.“

Ausschnitte aus einem Konzert von Alban Gerhardt und dem Alliage Quintett beim Heidelberger Frühling 2023

Cello und Saxophon: Passt das überhaupt zusammen?

Als die Idee der Kooperation an ihn herangetragen wurde, war auch Alban Gerhardt selbst skeptisch. Er und die Musiker*innen des Alliage Quintetts hätten einen Versuch gestartet, erinnert er sich, und es klappte dann doch viel besser als er befürchtet habe.

„Das Cello bringt halt eine neue Farbe dazu“, erklärt Gerhardt. Er spiele mit dem Quintett quasi so wie er mit einem Orchester spiele, mit sehr vielen Obertönen.

Das funktoniere auch, weil die Saxophonisten und die Pianistin die leisen Töne beherrschen und auf sein Spiel achten: „Wenn die volles Rohr gegeben hätten, wäre ich einfach platt gewesen“, so Gerhardt. Das Quintett spiele nie mehr als das Cello aushalten könne.

Tschaikowsky goes Blues

Neben der „Phantasy in Blue“ hat Arrangeur Stefan Malzew auch Tschaikowskys Rokoko-Variationen, im Original für Violoncello und Orchester geschrieben, für die kleine Besetzung umgeschrieben.

Ob der russische Komponist diese neue Fassung gemocht hätte? Da ist sich Alban Gerhardt nicht sicher. Vielleicht hätte er sie als Blasphemie betrachtet. Für ihn aber haben sich doch neue Hörerlebnisse ergeben.

Aus der vorletzten, getragenen d-Moll-Variation habe Malzew einen Blues gemacht. Und den habe er tatsächlich das letzte Mal vermisst, verrät Gerhardt, als er das Tschaikowsky-Original gespielt habe.

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