Die armenische Sopranistin Ruzan Mantashyan wird nun auch beim Dresdner SemperOpernball am 7. Februar auftreten. Wie sie auf ihrer Facebook-Seite am Donnerstag, 23. Januar, mitteilte, wird sie eine Arie aus der Tschaikowsky-Oper "Eugen Onegin" singen. "Ich war überzeugt, dass Kultur keine Grenzen kennt und ich bin froh, dass so viele Menschen diese Überzeugung teilen", so die Sängerin. Der Veranstalter ließ wissen, dass man sich freue, die Sängerin "nun endlich" für einen Auftritt zu gewinnen, "und dass alle anderen Künstler und Kollegen, die beim Ball auftreten, dies ebenfalls unterstützten."
Absage aus politischen Gründen?
Nach Angaben ihrer französischen Agentur und der französischen Webseite "forumopera.com" hatte der ebenfalls für den Opernball engagierte Tenor Yusif Eyvazov es aus politischen Gründen zunächst abgelehnt, gemeinsam mit ihr aufzutreten. Sowohl Eyvazov als auch die Veranstalter des Opernballs hatten den Vorwurf zurückgewiesen, dass die Sängerin aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit nicht in Dresden auftreten werde.
Missverständnis oder Absicht?
Der SemperOpernball sprach von möglichen "Missverständnissen in der Kommunikation mit der Agentur" der armenischen Sopranistin und stellte fest, dass es mit der Sängerin zu keiner Zeit einen Vertrag gegeben habe. Nach einer auf der Facebook-Seite Mantashyans veröffentlichten Erklärung der französischen Agentur stand diese seit September 2019 mit dem Dresdner Veranstalter in Kontakt und betrachtete die Verpflichtung als geklärt und bestätigt.
Am 10. Januar 2020 erfolgte dann jedoch eine schriftliche Mitteilung über die Absage der Teilnahme von Mantashyan mit der Begründung, dass Eyvazov nicht mit ihr auftreten wollte. Nach Medienberichten sollte Mantashyan ursprünglich mit einem anderen Sänger auftreten, für den Eyvazov kurzfristig eingesprungen war.
"Als Aserbaidschaner habe ich eine klare Meinung zur politischen Situation zwischen Armenien und Aserbaidschan. Aber meine politische Meinung hat und wird meine Arbeit auf der Bühne niemals beeinflussen. Ich habe mit armenischen Kollegen (...) gearbeitet. Also, bitte - ändert nicht die Tatsachen und glaubt denen, die es tun, nicht! Hört auf zu provozieren!"
Verfeindete Armenier und Aserbaidschaner
Die Beziehungen zwischen der Republik Armenien und der Republik Aserbaidschan gelten seit vielen Jahren als sehr angespannt. Nach wie vor pflegen die beiden Staaten keine diplomatischen Beziehungen. Konfliktfeld ist vor allem der Status der Region Bergkarabach, die sowohl von Armeniern als auch Aserbaidschanern bewohnt ist. Im Januar jährt sich auch ein Pogrom in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde im Januar 1990 die armenische Bevölkerung aus Baku vertrieben und mehrere Dutzend Armenier getötet.