Festspiellandschaft

Kritik an Gazprom-Sponsoring der Salzburger Festspiele

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Regisseur Peter Sellars hielt zur Eröffnung der diesjährigen Salzburger Festspiele eine eindrückliche Rede zur Klimakrise. Nun haben die Salzburger mit Gazprom einen Sponsorvertrag abgeschlossen.

Der russische Energieversorger Gazprom wird Sponsor der Salzburger Festspiele. Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler hat dazu vergangene Woche in St. Petersburg einen entsprechenden Vertrag mit Gazprom unterschrieben, wie der Österreichische Rundfunk (ORF) am Freitag, 4. Oktober, meldete. Auch der österreichische Mineralölkonzern OMV ist als Gazprom-Partner als Projektsponsor für die Festspiele mit an Bord. Die Vereinbarung wurde umgehend von den Grünen heftig kritisiert.

Gazprom als Fußball-Sponsor (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Sport Moments/SepaMedia)
Gazprom ist in Österreich als Sponsor bereits aktiv, z.B. als Sponsor des Wiener Fußballklubs Austria Wien

"In Zeiten der sich zuspitzenden Klimakrise ist diese Zusammenarbeit ein falsches Signal", wird der Stellvertretende Landeshauptmann Heinrich Schellhorn in den Salzburger Nachrichten zitiert. "Schmutziges Geld eines russischen Staatskonzerns sollte nicht mit Kultur-Kooperationen reingewaschen werden", twitterte auch Simon Heilig-Hofbauer, der kulturpolitische Sprecher der Grünen im Salzburger Landtag. Salzburgs grüner Gemeinderat Markus Grüner-Musil erinnerte an den Appell zum Klimaschutz von Peter Sellars bei den Festspielen 2019, der bei einem Finanzierungspartner wie Gazprom zur Farce werde.

"In diesem Jahr haben erstmals erneuerbare Energiequellen die Rentabilität der fossilen Brennstoffe übertroffen. Sogar der Kapitalismus scheint dies zu erkennen. Ein weitreichender Wandel erfordert, dass Regierungen weltweit in großem Umfang handeln. Aber es bedarf auch kleiner und dennoch weitreichender Aktionen, bewusster tagtäglicher Entscheidungen, die eine große wirtschaftliche und moralisch befreiende Wirkung haben."

Geldgeber zum 100. Festspielgeburtstag

Die neuen Geldgeber sollen vor allem Projekte im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Festspiele im kommenden Jahr finanzieren. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte bei einem Staatsbesuch im Mai in Sotschi den russischen Präsidenten Wladimir Putin bereits zum Jubiläum eingeladen und auf russische Schwerpunkte verwiesen.
Über die Höhe der Unterstützung ist nichts bekannt. Gazprom füllt als Sponsor die Lücke, die Nestlé hinterlassen hat. Nestlé war fast 30 Jahre lang Förderer der Salzburger Festspiele und hat das Engagement in diesem Jahr beendet.

"Die Verbindung zwischen Österreich und Russland war über Kunst und Kultur immer eine besonders intensive. Und wenn die Festspiele den Ruf haben, die besten der Welt zu sein, dann verdanken sie dies auch vielen russischen Künstlerinnen und Künstlern."

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SWR