Kalender-Tipp

Der Beethoven-Kalender 2020: „Beethoven und ich“

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AUTOR/IN
Seniva Winterwerb

„Beethoven und ich“ heißt der neue Musikkalender der edition momente. Auf 53 Wochenblättern mit Zitaten von Interpreten und Weggefährten entsteht ein aufschlussreiches Sammelbild von Wirkung und Werk Ludwig van Beethovens, findet Seniva Winterwerb.

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Beethoven und ich“ – originell ist der Titel des neuen Musikkalenders der edition momente nicht, aber vielversprechend. Persönliche Eindrücke, sogar von Wegbegleitern des Jahrhundertkomponisten, könnten ja auch Details ans Licht bringen, die nicht schon längst geläufig sind. Zudem verraten die 53 Zitierten ganz nebenbei auch ein paar erhellende Facetten über sich selbst.

 „Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen (Beethoven) hinter sich marschieren hört.“

So äußerte sich Johannes Brahms 1870 gegenüber dem Komponisten Hermann Levi. Auf dem Foto wirkt Brahms zwar nachdenklich, aber selbstbewusst. Glücklicherweise hat er sein Vorhaben nicht umgesetzt. Dennoch scheint Beethovens Werk eine hemmende oder zumindest einschüchternde Wirkung auf seine Komponisten-Kollegen gehabt zu haben.

 
 „Wir Musiker, wie wir auch heißen mögen, sind doch nur kleine unscheinbare Trabanten, Beethoven allein, das große blendende Himmelslicht.“

Der Pianist und Komponist Ignaz Moscheles erhält 1814 von Beethoven höchstpersönlich den Auftrag, einen Klavierauszug zu Fidelio anzufertigen. Zu sehen ist auf dem März-Kalenderblatt eine Lithographie seines Konterfeis als junger Mann mit lockigem Haar und eindringlichem Blick.

Wie Beethoven studierte Moscheles in Wien Komposition bei Johann Georg Albrechtsberger. Gute Bekannte also! Die Zusammenarbeit mit Beethoven beschreibt Moscheles als „Gegenstand heiligster Verehrung“. Nicht selten zeichnen Verehrungen für Beethovens Schaffen ein nahezu metaphysisches Bild, wie auch hier die Äußerungen Richard Wagners:

Die letzte Symphonie Beethovens ist die Erlösung der Musik aus ihrem eigensten Elemente heraus zur allgemeinsamen Kunst“. Sie ist das menschliche Evangelium der Kunst der Zukunft. Auf sie ist kein Fortschritt möglich (…)“

 
Ein klein wenig nüchterner sieht das der 1920 geborene Komponist und Dirigent Bruno Maderna: Auf dem Kalenderfoto in schwarz/weiß sieht man ihn, mit Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen. Maderna hat die eine Hand lässig in der Hosentasche, in der anderen hält er eine Zigarette:  

„Für viele Menschen ist Beethoven der Mount Everest, aber wer sich in der Zeit, in der er lebte, auskennt, wer zum Beispiel die kleinen Tänze von Schubert kennt, für den ist Beethoven nicht mehr der alleinstehende Gipfel.(….) Manchmal gelangt er zu unglaublichen Höhen, und dann bringt er in Musik die größten Probleme seiner Zeit zum Ausdruck, revolutionäre Ideale – liberté, égalité, fraternité, seine Hoffnung auf Napoleon. Nur indem man all das zusammenbringt, kann man Beethoven und die Kultur seiner Zeit verstehen (…)“

Spricht Bruno Maderna, Vertreter der musikalischen Avantgarde. Jascha Heifetz, das 1901 geborene Geigengenie spielte zeitgenössische Werke eigentlich nur mit einer ganz speziellen Absicht:

Gelegentlich spiele ich Werke von zeitgenössischen Komponisten aus zwei Gründen. Erstens, um Komponisten zu entmutigen, weitere zu schreiben, und zweitens, um mich selbst daran zu erinnern, wie sehr ich Beethoven schätze.“

Im wöchentlichen Wechsel stehen die Zitate neben Fotos, Zeichnungen, Gemälden oder Lithografien der Zitierten; kurze Anmerkungen zum Kontext der Aussagen schmücken meist den Rand des Kalenderblatts. Und wer noch weiter schmökern möchte, findet im Anhang sämtliche Kurzbiografien. Auch wenn in diesem Kalender hier und da mal ein Zitat auftaucht, das nicht unbedingt dem fast intimen Titel „ Beethoven und ich“ gerecht wird, diese „Stimmensammlung“, zu Beethovens Wesen und Werk ist informativ, unterhaltsam und nicht nur für Beethovenfans eine inspirierende Begleitung durch das kommende Jahr.

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Seniva Winterwerb