CD-Tipp

Clara Schumann: Liedtranskriptionen für Klavier

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AUTOR/IN
Kerstin Unseld

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Fast 20 Jahre nach dem Tod von Robert Schumann hat Clara Schumann Lieder für Klavier bearbeitet, die ihr Mann zu Lebzeiten für sie komponiert hatte. Jetzt ist eine neue CD mit Neu- und Ersteinspielungen der Klaviertranskriptionen erschienen, eingespielt von Jozef de Beenhouwer. Kerstin Unseld hat die CD für uns gehört.

Ein besonderes Künstlerpaar

In wenigen Tagen jährt sich der Geburtstag von Clara Schumann zum 200. Mal. Zahlreiche Veröffentlichungen würdigen diese große Künstlerin, die an der Seite von Robert Schumann stand. Oder stand er an ihrer Seite? Eine Frage, die für biographische, musikalische, persönliche wie künstlerische Diskussionen sorgt, ganze Bände füllt und immer wieder Gesprächsstoff bietet. In unzähligen Brief- und Tagebuchzitaten kommen Clara und Robert Schumann dabei selbst zu Wort, und die Musikwissenschaft wirft weiter Licht auf ein besonderes Künstlerpaar, nun verstärkt auch auf die Rolle der herausragenden Pianistin Clara. Aber vielleicht kann man diese Frage des künstlerischen Austausches im Haus Schumann auch ganz einfach klären: durch Zuhören. Die neue CD mit Clara Schumanns Klaviertranskriptionen bietet dies jedenfalls an.

Poesie und Botschaft von Robert Schumann

Wenn Clara Schumann genau die Lieder, die Robert ihr komponierte, fast 20 Jahre nach seinem Tod für Klavier bearbeitet, so hat das für sie eine besondere Bedeutung – wie etwa im Fall des Heine-Liedes „Du bist wie eine Blume“. Briefstellen, wie viele Gedanken und schlaflose Nächte ihr diese Bearbeitungen bereiten, gibt es zu Hauf. Mit viel Mühe und Sorgfalt überträgt sie die Singstimme auf ihr Instrument, das Klavier – und es wirkt, als nehme sie den Gesang, ja: Poesie und Botschaft von Robert Schumann in ihre eigenen Hände.

Einige Werke erstmals hörbar

Das Transkribieren von Werken anderer war für die geschäftstüchtige Pianistin Clara Schumann eine Selbstverständlichkeit. Das Transkribieren der Werke ihres Bräutigams und späteren Ehemanns Robert Schumann dabei aber immer etwas Besonderes, das nun erstmals in einer umfangreichen Neu- und Ersteinspielung vorliegt. 30 solcher Lied-Übersetzungen sind zu Clara Schumanns Lebzeiten veröffentlicht worden, 11 kamen erst vor einigen Jahren ans Licht. So finden sich auf der CD mehrere dieser Bearbeitungen als wirkliche Entdeckungen. Mit Jozef de Beenhouwer, der sie eingespielt hat, liegen diese Preziosen in den besten Interpreten-Händen. Die mitunter komplizierten Klaviersätze hat de Beenhouwer nach genauem Quellenstudium so überzeugend eingespielt, dass nicht nur reizvolle Werke erstmals hörbar sind sondern dies darüber hinaus in einem so authentischen Klang, dass es einem historischen Familien-Porträt des Ehepaars Schumann gleicht.

Höchste pianistische Ansprüche

De Beenhouwers CD enthält neben den Lied-Bearbeitungen auch Clara Schumanns Transkriptionen der „Studien und Skizzen für den Pedalflügel“ von Robert Schumann. Diese großartigen Stücke – für ein Zwitterinstrument aus Flügel und Orgel komponiert - überträgt Clara Schumann auf das Klavier und stellt dabei mit enormer Spannweite und Flexibilität der Hand höchste (nämlich ihre eigenen) pianistischen Ansprüche. Sie notiert in diesem Falle ‚nur‘ ihre eigene Konzert-Praxis, schreibt nieder, wie sie diese „Pedalstücke Roberts“ - wie sie sagt – zu spielen pflegt, fixiert quasi, wie sie diese unbekannten Werke ihres Mannes noch 1896 – Schumann war 1856 gestorben - bekannt macht.lingendes Zeugnis aus dem Musikalltag einer Pianistin des 19. Jahrhunderts

Klingendes Zeugnis aus dem Musikalltag einer Pianistin des 19. Jahrhunderts

Klaviertranskriptionen sind für eine Konzertpianistin wie Clara Schumann immer ein Mittel, unermüdlich für Robert Schumanns Werk einzutreten. Das gilt auch für die Verbreitung seiner Opern wie etwa der „Genoveva“, für die Clara Schumann - wie Robert nicht ohne Stolz 1850 an seinen Verleger schreibt - den Klavierauszug anfertigt. Auch diese klaviertauglich gemachte Ouvertüre zu „Genoveva“ legt der Pianist Jozef de Beenhouwer nun in einer Ersteinspielung vor. Mit weiteren Bearbeitungen, ja Raritäten sowie einem kleinen, bislang unveröffentlichten Albumblatt der 19-jährigen Clara Schumann rundet er seine CD ab. Er legt damit ein klingendes Zeugnis aus dem Musikalltag einer Pianistin des 19. Jahrhunderts vor, das in seiner sorgfältigen, ja fast liebevollen Art eine ganz besondere Überraschung zum 200. Geburtstag von Clara Schumann ist.

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Kerstin Unseld