Album Kritik

Total normal und konsensfähig: Peter Fox singt „Love Songs“

Stand
AUTOR/IN
Philine Sauvageot
KÜNSTLER/IN
Peter Fox

Sein erstes Album machte ihn zum erfolgreichsten Deutsch-Rapper überhaupt. 15 Jahre später legt Peter Fox nun endlich das zweite vor, ein Partyalbum – toll produziert und textlich, nunja, konsensfähig, meint unsere Kritikerin.

Audio herunterladen (4,6 MB | MP3)

Songs für „Ü40-Kids in meinem Alter“

Es ist nicht ok, sich schon vor eins hinzulegen. Mit dieser Zeile zerrt Peter Fox an allen, die es sich auf dem Sofa bequem gemacht haben und nur noch selten ausgehen. Die „Ü40-Kids in meinem Alter“, wie Fox sie nennt, sollen ihre Lethargie abschütteln – und zurück ins Nachtleben.

Peter Fox: Vergessen wie (Official Video)

Wer könnte sich darin nicht wiederfinden? Nach der Pandemie müssen sich selbst die Jüngeren die Nacht zurückerobern. Vielleicht ist Peter Fox auch darum so eine Hitmachine: Auch auf die Botschaften seines neuen Albums „Love Songs“ können sich viele einigen, weil sie unverfänglich sind, unpräzise. Das Leben ist nicht perfekt, wir sind alle ein bisschen kaputt. So zelebriert Peter Fox das übliche Scheitern und spricht damit nicht nur für eine Generation.

Peter Fox: Ein Auge blau (Official Video)

Peter Fox ist Konsens – seine Texte sind es auch

Peter Fox ist Konsens – seine Texte sind es auch. Wer würde seiner Kritik an der Selbstdarstellung auf Instagram und Co. widersprechen? Dafür fungiert die Wüstenstadt Dubai als Metapher. 

Geschenkt, dass die Texte oft abgedroschen klingen, auch wenn David Conen von den Produzenten The Krauts und der Kraftklub-Sänger Felix Kummer mitgewirkt haben. Beim Feiern, da sei man „immer aufm Gas “ . Oder: „Keiner hat es drauf wie du“, soll eine Liebeserklärung sein.

Rein musikalisch ist das aber sehr gut produziert. Es gibt weniger Streicher, weniger Durchhör-Pop als auf dem Vorgängeralbum „Stadtaffe“. Diesmal wird viel rhythmisch geklatscht, was den Partycharakter des Albums verstärkt. Und es ist stilistisch weit gefächert: Mit Dancehall wie gewohnt, aber auch mit viel elektronischer Clubmusik und Afrobeats. Vor allem der Dance-Music-Stil Amapiano, der im Zuge einer afroamerikanischen Protestbewegung in den Townships von Johannesburg entstanden ist, prägt das Album.

Amapiano – Vorwurf der „kulturellen Aneignung“

Amapiano erobert auf der ganzen Welt die Dancefloors, wird in Deutschland aber erst wahrgenommen, wenn ihn ein privilegierter weißer Popsänger mittleren Alters auf Radiolänge konfektioniert. Dass ihm „kulturelle Aneignung“ vorgeworfen wurde, hat Peter Fox ernst genommen und Fehler eingeräumt, sogar einen Remix des Songs „Zukunft Pink“ angestoßen und dafür Schwarze Vertreter*innen des Genres einbezogen – was man ihm hoch anrechnen muss. Schade nur, dass es der Remix nicht aufs Album geschafft hat.

Streit um kulturelle Aneignung – Diskussion bei „titel, thesen, temperamente“

Nachdem der Song „Zukunft Pink“ von Peter Fox wegen kultureller Aneignung in die Kritik geraten ist, wurde er zusammen mit Kritikern in die ARD Kultursendung titel, thesen, temperamente (19.12.2022) zur Diskussion eingeladen.

Fox fühlt sich mit 51 Jahren ein bisschen zu alt für einen Popstar

Der Hype um Peter Fox erklärt sich auch damit: Er ist und bleibt ein Sympathieträger. Er übt sich in Selbstkritik und gibt sich bescheiden, was auch im Popbusiness alles andere als selbstverständlich ist. Eigentlich fühlt er sich mit seinen 51 Jahren ein bisschen zu alt für einen Popstar, sagt er jetzt, sein „Cool“ sei nicht mehr das „Cool“ von heute. Dabei ist es ziemlich cool, selbst wenn er sich mit einem noch älteren Herrn zusammentut, der Italo-Legende Adriano Celentano.

War´s das mit Peter Fox solo?

Bleibt nur die Frage, ob es das war von Peter Fox solo. Aber Abschiedskonzerte hat er schon einmal gespielt. Mit 70 Jahren sieht er sich nicht mehr auf der Bühne „Schüttel deinen Speck“ singen, sagt Peter Fox. Bis dahin ist zum Glück noch viel drin.

Tandem Musik Geballte Energie und spirituelle Kraft – zum Tod von Tina Turner

"Ich verfüge über eine sehr starke Kraft und Ausdauer“, sagte Tina Turner im Gespräch mit SWR2. Am 24. Mai 2023 ist die Popsängerin mit 83 Jahren in ihrer Schweizer Wahlheimat gestorben. Zuletzt hatte sie sich spirituellen Themen zugewandt.

SWR2 Tandem SWR2

Stand
AUTOR/IN
Philine Sauvageot
KÜNSTLER/IN
Peter Fox