Seit September ist André de Ridder Generalmusikdirektor in Freiburg. Der Spezialist für Crossover-Projekte möchte auch die erreichen, die klassische Musik für verstaubt oder elitär halten. Mit dem Philharmonischen Orchester trifft er den Philosophen Markus Gabriel zum ersten „Podcastkonzert“.
Keine Werkeinführung sondern philosophisches Gespräch
André de Ridder probt in Freiburg „Eine Alpensinfonie“ von Richard Strauss. Das Stück war beim letzten Sinfoniekonzert im Programm und nun steht es im Mittelpunkt des ersten Podcastkonzerts, das Format hat sich de Ridder für Freiburg ausgedacht: Werkausschnitte mit Gespräch, später dann als Podcast konfektioniert. Das klingt erstmal nicht so innovativ. Aber mit dem Philosophen Markus Gabriel will er nicht im typischen Werkeinführungsjargon fachsimpeln, sondern über das reden, was dem Stück an Ideen zugrunde liegt, zum Beispiel über das Verhältnis des Menschen zur Natur.
Musikvermittlung für die, die sonst nicht ins Konzerthaus kommen
Musikvermittlung für Leute, die es nicht selbstverständlich ins Konzerthaus oder ins Theater zieht. Das steht für André de Ridder weit oben. Neugier wecken, Offenheit. Er selbst flottiert zwischen den Welten, hat zeitgenössische Opern aus der Taufe gehoben, aber auch mit dem Elektro-Duo Mouse on Mars oder Musikern der Indierockband „The National“ zusammen gearbeitet, außerdem das genreübergreifende Künstlerkollekiv Stargaze gegründet.
In Großbritannien ist die Offenheit für populäre Projekte größer
Weil in Großbritannien die Offenheit für solche Ansätze noch deutlich größer ist als allgemein in Deutschland, fühlt er sich dort, wo er seine ersten Schritte als Dirigent gegangen ist, immer noch sehr wohl. An seiner neuen Wirkungsstätte hat er nun schon eine Kooperation mit dem Freiburger Slow Club und dem Jazzhaus eingerichtet, dort treten Musiker seines Orchesters eher als Vorband für Gruppen aus dem Avantgarde Pop oder Jazzbereich auf. Der gerade angesagte Trend, klassische Musik an ungewöhnliche Orte zu tragen, interessiert ihn nicht so sehr
Das Orchester aus dem Graben auf die Bühne geholt
Einen besonderen Klangraum stellte das Orchester auch schon bei seiner ersten Freiburger Opernpremiere dar, Alban Bergs Oper „Wozzeck“ in der Regie von Marco Storman. Dabei ist der Orchestergraben zu, das Orchester dreht sich auf einem riesigen Podest auf der Bühne und die Sängerinnen und Sänger bewegen sich zwischen ihnen. Im Grunde eine Darstellung dessen wie de Ridder an Musik herangeht.
Von de Ridder ist noch viel in Freiburg zu erwarten
Wer sich auf diese Wucht in ihrer ganzen Bandbreite einlässt wird in den nächsten Jahren in Freiburg ein ungewöhnlich reiches Angebot bekommen, so viel kann man wohl jetzt schon sagen. Mit dem Orchester pirscht sich de Ridder nach viel Klangopulenz zum Beginn der Spielzeit an filigranere Stücke heran, Mozart zum Beispiel, für den Sommer ist Monteverdis „Rückkehr des Odysseus“ geplant. Wen das immer noch nicht hinterm Ofen vorlockt, der kann sich in Zukunft dann immerhin den Podcast von zu Hause aus anhören.
Bühne Meilenstein der Ausdeutung: Opernpremiere „Wozzeck“ am Theater Freiburg
Am Theater Freiburg hat sich der neue Generalmusikdirektor André de Ridder mit Alban Bergs „Wozzeck ein Schwergewicht des 20. Jahrhunderts ausgesucht. Mit Regisseur Marco Storman gelingt ihm dabei ein „kongeniale Zusammenarbeit von Inszenierung und musikalischer Interpretation“, schwärmt SWR2 Opernredakteur Bernd Künzig.