Anfang des Jahres meldeten sich The Strokes mit dem Stück „At The Door” zurück, alles andere als ein Rocksong, vielmehr ein an die 80er Jahre erinnerndes und von Keyboard-Sounds geprägtes Lied, auf dem die Stimme von Julian Casablancas im Vordergrund steht.
Julian Casablancas auf Solopfaden
Mit über fünf Minuten deutlich zu lang geraten, bleibt es dennoch im Ohr und gefällt in seiner Reduziertheit. Es wirkt eher wie ein Solosong des Strokes-Frontmanns als eine Zusammenarbeit aller fünf Bandmitglieder.
Es gab Jahre, in denen sich Kritiker*innen und Fans unsicher waren, ob The Strokes überhaupt wieder als Band zusammenfinden würden. Zu gelangweilt wirkte vor allem Sänger Julian Casablancas, der mit anderen Musikern ein Album aufnahm und auf seinem Plattenlabel zudem ein Solowerk von Strokes-Gitarrist Albert Hammond Jr. veröffentlichte.
Star-Produzent Rick Rubin
Doch das neue Strokes-Album „The New Abnormal“ zeigt über weiter Strecken: Sie harmonieren wieder allesamt miteinander. Erstmals hat die Band mit dem Produzenten Rick Rubin zusammengearbeitet.
Rubin hat schon mancher Band und vielen Musiker*innen die Freude am Musikmachen zurückgebracht. Unter anderem hat er die „American Recording“-Alben von Johnny Cash aufgenommen.
Bei den Strokes lässt Rubin Julian Casablancas' Begeisterung für die 80er Jahre auf zahlreichen Songs Platz.
Mehr Disco als Indierock
Casablancas, der in jenem Jahrzehnt vom Kind zum Teenager heranwuchs, bietet seinen Mitspielern genug Raum, was Gitarrenmelodien und Rhythmen angeht. Dennoch wirkt „The New Abnormal“ viel mehr wie eine Einladung in eine leuchtend bunte Popdisco als in einen schummrigen, verrauchten Indieclub.
Selbst die Single „Bad Decisons”, die ein wenig an die lässigen Rocksongs der ersten zwei Strokes-Platten denken lässt, greift auf den 80er-Hit „Dancing with Myself” von Billy Idol zurück. Ganz offiziell wird er als Mitautor des Songs im Booklet aufgeführt.
The Strokes überraschend frisch
Das neue The Strokes-Album klingt experimentierfreudiger als alle vorherigen. Viele Songs erscheinen frisch, es gibt nur wenige Momente, in denen die Band uninspiriert und ideenlos wirkt.
Das ist die eigentliche Überraschung auf „The New Abnormal”. Lediglich besonders hartnäckige Fans haben dieser Band nach zwei Jahrzehnten im Musikgeschäft noch ein derart leichtfüßig anmutendes Werk zugetraut. Das Comeback nach sieben Jahren Pause, in denen lediglich eine EP der Strokes erschien, ist geglückt.