Heavy Metal

Neue Metallica Kurz-Biographie: Ein Liebesbrief eines Hardcore-Fans

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AUTOR/IN
Julian Burmeister

Metallica wollten ursprünglich nie zum Establishment gehören. Sie waren die Speerspitze der Gegenkultur in den 80er Jahren. Die Thrash Metal-Band aus San Francisco hat dabei einen derart guten Job gemacht, dass ihre Anhängerschaft heute in die zig Millionen geht und sie längst selbst Pop-Mainstream geworden sind. Den Beweis dafür können sich Interessierte demnächst als Reclam-Heft neben Goethe und Schiller ins Regal stellen.

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Metal geht nicht ohne Metallica

Die wichtigste Metalband ist Metallica. Punkt. Und wenn aus dem Genre Metal je ein Ohrwurm um sich gegriffen hat, dann wohl das Riff aus Enter Sandman, dem wohl populärsten aller Metallica-Songs.

Und es gibt in der Tat schlechtere Melodien, die sich als Sountrack für die Lektüre einer Band-Biographie eignen.

Der Tod Burtons als Ur-Trauma der Band

Viele Höhen und Tiefen dieser überaus berühmten und einflussreichen Gruppe um den raubeinigen Sänger und Gitarristen James Hetfield und den dänisch-stämmigen Schlagzeuger Lars Ulrich sind natürlich auch vielen Nicht-Fans schon bekannt.

Wie man bei der Gründung die Idee zum Bandnamen einem Freund von Lars Ulrich regelrecht abluchste, oder wie der Bassist Cliff Burton 1986 auf einer Landstraße in Schweden vom eigenen Tourbus zerquetscht wurde; das Ur-Trauma der Bandgeschichte. Oder natürlich die peinlichen Therapie-Einheiten zum Dokumentarfilm „Some Kind Of Monster“ von 2004.

Wertvoll für Laien

Aber hier wird alles in angenehm plauderndem Ton nochmals detailliert zusammengefasst. Besonders wertvoll für Laien dürften auch die Erklärungen sein, was das musikalische Genre Metallicas eigentlich ausmacht und wieso die Band es geprägt hat wie keine andere – inklusive einer Playlist, die das Beschriebene auch zu Gehör bringt.

So wird zum Beispiel klar, dass eigentlich das Album „Master Of Puppets“  von 1986 als das größte Meisterwerk der Kalifornier gilt: „Fakt ist, dass Master Of Puppets eine Vielzahl von Nachahmern auf den Plan ruft. Die wollen das Original nicht zwangsläufig kopieren, sind aber heftig inspiriert von den Songs und dem Sound dieses Albums.“

Unschätzbarer Einfluss auf die Popkultur

Natürlich wissen das Eingeweihte schon seit langem. Aber für die ist die Biographie auch nicht gedacht. Sie richtet sich eher an die Leute, die früher vielleicht noch über die Band von James Hetfield, Lars Ulrich, Kirk Hammet und Robert Trujillo die Nase gerümpft haben – und sich jetzt doch musikalisch weiterbilden wollen.

Denn mit 110 Millionen verkauften Alben und einem unschätzbaren Einfluss auf die moderne Popkultur, kommt ein Musikfan kaum an Metallica vorbei. Da hilft so ein Reclam-Heft dann doch.

Liebesbrief eines Fans

Und es ist ja so: Wer über etwas schreibt, dass er liebt, dem könnte man natürlich die fehlende professionelle Distanz zum Thema vorwerfen. Und in der Tat sind die exakt 100 Seiten, auf denen der Musikjournalist Marc Halupczok in seinem Werk „Metallica“ die gleichnamige Band vorstellt, wohl am ehesten mit einem ausführlichen Liebesbrief eines Hardcore-Fans zu vergleichen.

Vor allem wenn er über die Erfahrungen bei den Konzerten der Band schreibt: „Der Jubel der alten Säcke im Publikum hat Orkanstärke, Gänsehaut am ganzen Körper. Das was für uns ein unfassbares, großes Ereignis war, an das wir uns ein Leben lang erinnern werden – ist für Metallica ein ganz normaler Tag in ihrem Arbeitsleben.“

Versöhnliches Ende

Aber die Fan-Perspektive erweist sich auch dann als geschickt gewählt, wenn es um die Eskapaden der Band geht, die Jahre in denen sich Metallica von ihrem inneren Kreis entfremdet hatte und vor allem viel Ruhm und Geld einheimsen wollten – mit Musik, die ihnen selbst nicht sonderlich gefiel.

Diese Leiden der aufrichtigen Fans werden ohne Beschönigung erzählt, es ist eben nicht alles Gold, was in der Bandgeschichte metallisch glänzt.

Dennoch nimmt die Biographie ein versöhnliches Ende: alle Bandmitglieder scheinen mittlerweile von Drogen und Alkohol losgekommen und mit sich selbst im Reinen zu sein, musikalisch geht es auch wieder zurück zu den Wurzeln und – Metallica-Fans frohlocket: Schon im kommenden Monat, am 14. April, soll das nächste Album von der Truppe um James Hetfield veröffentlicht werden.

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Julian Burmeister