Seit 20 Jahren macht die Band Madsen deutschsprachige Rockmusik mit gesellschaftlichem Anspruch. Die neue Platte „Hollywood“ zeigt klare Kante gegen Rechts, ohne den moralischen Zeigefinger zu bemühen. „Wenn ich darüber nachdenke, was das Sinnvollste ist, was man tun kann, dann ist das vielleicht, einen Baum zu pflanzen“, sagt Sänger Sebastian Madsen in SWR2.
Brücken bauen und zusammenhalten
„Brücken“ heißt der Schlüsselsong zum neuen Album von Madsen. Sebastian Madsen, Sänger der Band, hat sich von der Bösebrücke in Berlin inspirieren lassen, die die beiden Stadtteile Wedding und Prenzlauer Berg miteinander verbindet: „Im November 1989 war die Brücke der erste Grenzübergang. Da habe ich gemerkt: Was sind denn Brücken eigentlich noch? Man kann ja auch Brücken aus Gedanken bauen, aus Toleranz.“
Zusammenhalt ist das Thema. Sebastian Madsen singt zum Beispiel über seine Band, die es bald seit 20 Jahren gibt, und zu der auch seit Anfang an seine beiden Brüder gehören.
Ein Baum als Symbol für gesellschaftliche Stärke
Und es geht um das große Ganze. Wie im Song „Baum“, in dem Madsen im Angesicht von Klimawandel und Rechtsruck zu mehr gesellschaftlicher Resilienz aufrufen.
„Wenn ich darüber nachdenke, was das Sinnvollste ist, was man tun kann, dann ist das vielleicht, einen Baum zu pflanzen“, sagt Sebastian Madsen. Ihm sei das Bild vom Baum gekommen, „und da laufen irgendwelche AfD-Arschlöcher vorbei und da werden Müllreste hingekippt, aber der Baum sagt: Ich schaffe das alles, und ich bin ein gutes Beispiel für euch.“
Rockmusik als Auftrag
Lange wurde im Pop das Prinzip „preaching to the converted“ kritisiert: Bands, die zu einem Publikum singen, das ohnehin schon ihre Überzeugungen teilt – das habe doch keinen Wert. Aber ist das nicht gerade besonders wichtig?
Wer hat keinen Onkel, keinen alten Freund, der auf einmal anfällig ist für Verschwörungsmythen? Madsen verstehen Rockmusik auch als Auftrag: als Werte-Versicherung einer auseinander driftenden Gesellschaft – und kommen dabei ohne erhobenen Zeigefinger aus.
Spagat zwischen Großstadt und Provinz
Dann spielt auch noch Herkunft eine Rolle. Sebastian Madsen lebt heute teilweise in Berlin, aber auch noch im Wendland, diesem niedersächsischen Flecken Provinz, den man vor allem vom Atommülllager Gorleben kennt.
Pop aus Deutschland erhebt sich schnell ein bisschen hochnäsig über die, die auf dem Land geblieben sind. Dass die Band Madsen da nicht mitmacht, wäre wieder so ein Brückenschlag – zwischen vermeintlich konservativem Landleben und angeblich woker Großstadt-Elite.
„Hollywood“ ist klassisch Rock’n’Roll
Nach rund 20 Jahren Bandgeschichte erfinden sich Madsen mit „Hollywood“ nicht neu, spielen aber mit viel Druck. Das hat auch mit dem Produzenten Olaf Opal zu tun. Er hat der Band geraten, die Songs ohne Klick im Ohr, also ohne Taktvorgabe, einzuspielen.
Herausgekommen ist eine „old-school klassische Rock’n’Roll Produktion“, sagt Sebastian Madsen. Damit findet die Band auch musikalisch zu einer neuen Dringlichkeit – passend ihren inhaltlichen Anliegen.
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