Wie der Vater, so der Sohn
Mit Understatement und Coolness zelebriert Franco Ambrosetti einen Klassiker von Benny Carter. Der 79-Jährige hat nicht nur die Ruhe weg, sondern weiß genau, wie man jeden Ton und jede Phrase perfekt platziert.
Ambrosetti ist auf der Sonnenseite des Lebens aufgewachsen und gereift. 1941 wurde er im schweizerischen Lugano geboren und wie sein Vater Flavio ist er erfolgreicher Jazz-Musiker — und erfolgreicher Fabrikant. Eine Kombination, die der Vater seinem Sohn Franco dringend ans Herz legte.
„Ich bin kein Amateur in der Musik und kein Amateur in der Wirtschaft. Ich habe beides professionell gemacht. Ich glaube, man kann das, allerdings braucht es ein paar Elemente die wichtig sind. Das Wichtigste ist, dass Sie mal zunächst Talent haben für die Musik.“
Qual der Wahl
Franco Ambrosetti erbte von seinem Vater nicht nur das Talent als Musiker, er sollte auch eine Fabrik erben, die mit Schweizer Präzision Räder und Fahrgestelle herstellte. Doch erst einmal wärmte der Begabte ein Trompetenmundstück an und studierte Musik.
Eine strenge Regelstudienzeit gab es damals noch nicht. Und so hat er ziemlich lange studiert und dabei hauptsächlich Trompete gespielt. Bis sein Vater eines Taqes sagte:
„Entweder bist du Musiker oder du bist Industrieller.“
Musiker und Manager
Ab 1960 war Franco Ambrosetti beruflich zweispurig unterwegs. Er gab Konzerte in feinen Mailänder Jazz-Clubs und studierte parallel Ökonomie. Dann stieg er in das Unternehmen seines Vaters ein, das er viele Jahrzehnte erfolgreich leiten sollte.
„Die wenigsten Musiker, die ich kenne, haben eine Fabrik oder irgendeinen Beruf, wo sie dann erben können. Wenn sie kreativ sind, Talentierte sind, dann kann man beides organisieren.“
Freiheit der Improvisation
Ambrosetti gewann bereits 1967 den ersten Preis beim internationalen Jazz-Wettbewerb in Wien und machte von da an Karriere. Sein Spiel war in jungen Jahren kraftvoll und wild und die Grenzüberschreitung immer wieder ein Thema für den Meister und Manager aus Lugano. Für Franco Ambrosetti ist Improvisation Freiheit, alles andere ist Vorgabe.
Sein Lebensmotto: „Der Weg ist das Ziel“
Die CD „Lost within you“ ist eine Zeitreise zu den Fixsternen des Künstlers. Dafür hat Franco Ambrosetti sein Netzwerk aktiviert und zur Aufnahme in ein New Yorker Tonstudio eingeladen. Gemeinsam mit Top-Künstler*innen wie etwa dem Gitarristen John Scofield oder Pianistin Renee Rosnes ist ein hörenswertes Album entstanden und spiegelt exemplarisch das Lebensmotto des Künstlers.