„Musik ist Teil des Lebens und der menschlichen Erfahrung“
Dass ein Musiker sein neues Album „Human“ – menschlich, nennt, ist ungewöhnlich. Doch der israelische Pianist ist auch ein ungewöhnlicher Musiker, der sich diesen Titel bewusst ausgesucht hat. Für ihn bedeutet er, Teil eines Ökosystems, einer demokratischen Gesellschaft und Teil einer Gruppe zu sein. Und natürlich ist auch die Musik Teil dieses großen Ganzen.
Wenn er versuche, Musik zu machen, die außerhalb des Lebens stünde, ein transzendentales Ereignis, dann funktioniere dies nicht. Musik sei ein Teil des Lebens und der menschlichen Erfahrungg, sagt Shai Maestro.
„Man muss es einfach geschehen lassen. Wenn man das macht, dann transzendiert die Musik von ganz alleine. Deshalb habe ich das Album 'Human' genannt.“
Musik einfach geschehen lassen
Dass es einfach geschehen konnte, das verdankt Shai Maestro auch der Improvisationskunst des israelischen Schlagzeugers Ofri Nehemya und des peruanischen Bassisten Jorge Roeder sowie des neu hinzugekommenen amerikanischen Trompeters Philip Dizack.
„Ich finde es gut, dass jemand anderes die Melodien, die ich geschrieben habe, vorträgt und interpretiert,“ sagt Shai Maestro. „Außerdem hat die Trompete eine riesige Dynamik, sie kann rufen und lauter sein als das Klavier, viel lauter. Das verändert die Art und Weise, wie ich komponiere. Es ändert außerdem die Dynamik der Gruppe. Wenn ein neues Mitglied zur Familie hinzukommt, ändert das alles.“
Schön und zugleich politisch
Lyrisch, melodisch gesättigt, rhythmisch raffiniert, elegant instrumentiert – Shai Maestros Musik schwelgt in Schönheit. Und doch birgt sie auch eine politische Botschaft. Wenn man zehn Jahre lang in New York gelebt hat, sagt Shai Maestro, dann ist man sehr stark den großen und kleinen Ungerechtigkeiten aufgrund der Hautfarbe ausgesetzt. Das reicht von direktem Rassismus bis zu verstecktem Rassismus.
„Ich spiele Jazz und mein Fundament, das ist schwarze amerikanische Musik zusammen mit klassischer Musik. Wir alle genießen Privilegien, die Farbige nicht haben. Das ist die Realität. Das ist Teil der Reise.“