Vor 20 Jahren übernahm Udo Dahmen die Künstlerische Leitung der Popakademie in Mannheim, seine Vision: Jungen Musikern eine professionelle Popmusik-Ausbildung mit allen Facetten zu ermöglichen . Mit Stolz könnten er und seine Mitstreiter heute bilanzieren, dass dieses Experiment geglückt sei, sagt der leidenschaftliche Musikvermittler und Schlagzeuger im Gespräch mit SWR2.
Erfolgreicher Drummer an der Seite von Inga Rumpf, Nina Hagen und Gianna Nannini
Bevor sich Udo Dahmen stärker dem Unterrichten und der Vermittlung von Popmusik zuwandte, erlebte er in den 1970er- und 1980er-Jahren eine aufregende Zeit als einer der erfolgreichsten Live- und Studio-Drummer in Deutschland. Von diesen künstlerischen Begegnungen habe er sehr profitiert, erzählt Udo Dahmen. Was er schätzte: als Freelance-Musiker wurde er zuweilen spontan angerufen um schon am folgenden Tag bei einer Aufnahmesession im Studio alles zu geben.
Ob im Studio oder auf der Bühne - viele Jahre lang spielte Udo Dahmen mit Größen der Popmusik zusammen: mit der Jazzrockband Kraan, mit Rockröhren wie Inga Rumpf, Nina Hagen und Gianna Nannini, mit Sting, Sarah Brightman und den großen Jazzmusikern Charlie Mariano und Joachim Kühn.
Hochvirtuos: Udo Dahmen in einer wiederentdeckten Aufnahme von 1978
Erst kürzlich wurde eine außergewöhnliche Live-Aufnahme des NDR aus dem Jahr 1978 wiederentdeckt, die lange als verschollen galt. Ein großer musikalischer Schatz, das Livekonzert aus Hamburg ist jetzt sogar veröffentlicht worden auf dem Album „Bassball live 1978“ (Label 36music).
Neben dem Komponisten und Bassisten Helmut Hattler sowie seinen Ensemblemusikern Ingo Bischof, Roland Schaeffer und Hubert Stuetz ist Udo Dahmen in einer hochvirtuosen Darbietung an den Drums zu erleben.
Im Alter von 16 Jahren mit dem Schlagzeug begonnen
Getrommelt habe er eigentlich schon immer, erzählt Udo Dahmen – sogar als er als Jugendlicher begann, Gitarre zu spielen, habe er ihren Korpus als „Schlaginstrument“ genutzt. Schlagzeug selbst habe er erst mit knapp 16 Jahren begonnen zu lernen, also relativ spät – aber sofort sei für ihn klar gewesen, dass das Instrument seine Zukunft sein würde.
Nach Anfängen als Bandmusiker studierte Udo Dahmen Klassisches Schlagzeug an der Musikhochschule Rheinland in Aachen und Köln, um ganz in den musikalischen Kosmos der Perkussion einzutauchen. Sosehr er davon profitiert habe und bis heute auch die Klassik schätze, so Udo Dahmen, schnell hätte er damals begriffen, dass sein Weg ein anderer war.
SWR2 „Erklär mir Pop extra“ – Udo Dahmen und MINE über bedeutende Songs der Popgeschichte:
Als Schlagzeuglehrer die Passion für die Musikvermittlung entdeckt
Begleitend zu seiner klassischen Ausbildung nahm er Unterricht bei Dante Agostini in Paris – einem französischen Schlagzeuger italienischer Herkunft, der unter anderem mit Django Reinhardt, Frank Sinatra und Charles Trenet zusammenspielte.
Als Udo Dahmen selbst zu unterrichten begann und spürte, wie sehr ihn diese Tätigkeit erfüllte, hatte er seine zweite große Passion entdeckt: die Begeisterung für die Musikvermittlung. Mit Kollegen gründete er eine private Schlagzeugschule in Hamburg
Engagement für Ausbildungskonzepte im Bereich Popularmusik
Immer wieder wurde ihm bewusst, dass die große Lücke, die im Bereich der umfassenden Musikausbildung für Popularmusik herrschte, unbedingt geschlossen werden müsse, erzählt Udo Dahmen. Nur im Jazz habe es an Musikhochschulen solche Bestrebungen gegeben.
Und so begann er an verschiedenen Instituten, sich dafür zu engagieren und Ausbildungskonzepte zu entwickeln. Zunächst an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl – schließlich an der 2003 gegründeten Popakademie in Mannheim.
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20 Jahre Popakademie – eine Erfolgsgeschichte
Am 10. Mai feiert die Popakademie nun ihr 20-jähriges Jubiläum und blickt zurück auf eine große Erfolgsgeschichte – denn in ihrer Art ist das Institut, das große Namen wie Joris, MINE, Konstantin Gropper (Get Well Soon) und Alice Merton hervorgebracht hat, einzigartig in der deutschen Hochschullandschaft: eine vorbildliche Einrichtung für Musikwirtschaft, Kreativwirtschaft und Populäre Musik.
Dennoch ruht man sich nicht aus auf seinen Lorbeeren und stellt sich immer wieder neuen Herausforderungen, etwa der Auseinandersetzung mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ und seinen möglichen Folgen für das Urheberrecht in der Musik.
„POPLÄND – Dialog Popkultur“ – eine neue Initiative der Popakademie
Udo Dahmen selbst wird nach 20 Jahren als Künstlerischer Direktor der Popakademie am 10. Mai verabschiedet – aber er bleibt der Institution verbunden. Er wird in der neuen Initiative „POPLÄND – Dialog Popkultur“ bis Ende 2024 als Berater des Landes Baden-Württemberg tätig sein. Keine Frage – er ist ein Macher. Zur Ruhe setzen, so Udo Dahmen, sei eben einfach nicht sein Ding.
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Die Popakademie in Mannheim feiert am Mittwoch (10. Mai) ihr 20-jähriges Bestehen. Was ist eigentlich aus dem ersten Jahrgang von 2003 geworden? Vier Beispiele, vier Karrieren.
Podcast Erklär mir Pop
In welchem politischen Kontext ist ein Song entstanden? Warum hat der Gitarrist das Solo so und nicht anders gespielt? Was macht die Band heute? Prof. Udo Dahmen, künstlerischer Direktor a.D. der Popakademie Mannheim und Berater für Popländ Baden-Württemberg erklärt jede Woche die Hintergründe eines großen Songs der Popmusikgeschichte.
Punk-Urgestein Godmother of Punk: Nina Hagen mit neuem Album „Unity“
Nina Hagen ist eine Institution: Mit grellem Look und unzähmbarem Charakter brachte sie die Anarchie in den deutschen Musik-Mainstream. Nach zwölf Jahren erscheint nun ihr neues Album „Unity“ – musikalisch ein ähnlich anstrengender Stilmix wie die Outfits der Künstlerin und gleichzeitig eine schöne Erinnerung an die Existenz unserer skurrilen und liebgewonnenen „Godmother of Punk“.