20 Jahre Popakademie Mannheim

„Ich war ein Rockhead“ – Udo Dahmen sorgte dafür, dass man in Mannheim Popmusik studieren kann

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MODERATOR/IN
Silke Arning
Moderatorin Silke Arning (Foto: SWR)
KÜNSTLER/IN
Udo Dahmen
ONLINEFASSUNG
Clemens Zoch

Vor 20 Jahren übernahm Udo Dahmen die Künstlerische Leitung der Popakademie in Mannheim, seine Vision: Jungen Musikern eine professionelle Popmusik-Ausbildung mit allen Facetten zu ermöglichen . Mit Stolz könnten er und seine Mitstreiter heute bilanzieren, dass dieses Experiment geglückt sei, sagt der leidenschaftliche Musikvermittler und Schlagzeuger im Gespräch mit SWR2.

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Erfolgreicher Drummer an der Seite von Inga Rumpf, Nina Hagen und Gianna Nannini

Bevor sich Udo Dahmen stärker dem Unterrichten und der Vermittlung von Popmusik zuwandte, erlebte er in den 1970er- und 1980er-Jahren eine aufregende Zeit als einer der erfolgreichsten Live- und Studio-Drummer in Deutschland. Von diesen künstlerischen Begegnungen habe er sehr profitiert, erzählt Udo Dahmen. Was er schätzte: als Freelance-Musiker wurde er zuweilen spontan angerufen um schon am folgenden Tag bei einer Aufnahmesession im Studio alles zu geben.

Die Punk Nina Hagen im Jahr 1987 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Horst Galuschka)
Udo Dahmen spielte auch an der Seite der „Godmother Of Punk“ Nina Hagen

„Ich habe manchmal am Tag drei Sessions gespielt in den späten Siebzigern, frühen Achtzigern. Das war ganz normal – oft hat man erst im Studio erfahren, was dann passiert. Ich mochte diese Herausforderung, sofort reagieren zu können und zu müssen – und dann ein der Musik entsprechendes Ergebnis zu erzielen.“

Ob im Studio oder auf der Bühne - viele Jahre lang spielte Udo Dahmen mit Größen der Popmusik zusammen: mit der Jazzrockband Kraan, mit Rockröhren wie Inga Rumpf, Nina Hagen und Gianna Nannini, mit Sting, Sarah Brightman und den großen Jazzmusikern Charlie Mariano und Joachim Kühn.

Hochvirtuos: Udo Dahmen in einer wiederentdeckten Aufnahme von 1978

Erst kürzlich wurde eine außergewöhnliche Live-Aufnahme des NDR aus dem Jahr 1978 wiederentdeckt, die lange als verschollen galt. Ein großer musikalischer Schatz, das Livekonzert aus Hamburg ist jetzt sogar veröffentlicht worden auf dem Album „Bassball live 1978“ (Label 36music).

Neben dem Komponisten und Bassisten Helmut Hattler sowie seinen Ensemblemusikern Ingo Bischof, Roland Schaeffer und Hubert Stuetz ist Udo Dahmen in einer hochvirtuosen Darbietung an den Drums zu erleben.

„Diese Aufnahme von einer Tour im Februar / März 1978 heute zu hören, mit den Kollegen aus der damaligen Zeit, ist für mich ein ganz besonderes Ereignis - es ist fantastisch.“

Im Alter von 16 Jahren mit dem Schlagzeug begonnen

Getrommelt habe er eigentlich schon immer, erzählt Udo Dahmen – sogar als er als Jugendlicher begann, Gitarre zu spielen, habe er ihren Korpus als „Schlaginstrument“ genutzt. Schlagzeug selbst habe er erst mit knapp 16 Jahren begonnen zu lernen, also relativ spät – aber sofort sei für ihn klar gewesen, dass das Instrument seine Zukunft sein würde.

Nach Anfängen als Bandmusiker studierte Udo Dahmen Klassisches Schlagzeug an der Musikhochschule Rheinland in Aachen und Köln, um ganz in den musikalischen Kosmos der Perkussion einzutauchen. Sosehr er davon profitiert habe und bis heute auch die Klassik schätze, so Udo Dahmen, schnell hätte er damals begriffen, dass sein Weg ein anderer war.

„Obwohl ich vier Spielzeiten in Aachen im Orchester ausgeholfen habe, habe ich gespürt, dass das nicht meine Welt ist für die Zukunft.“

SWR2 „Erklär mir Pop extra“ – Udo Dahmen und MINE über bedeutende Songs der Popgeschichte:

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Als Schlagzeuglehrer die Passion für die Musikvermittlung entdeckt

Begleitend zu seiner klassischen Ausbildung nahm er Unterricht bei Dante Agostini in Paris – einem französischen Schlagzeuger italienischer Herkunft, der unter anderem mit Django Reinhardt, Frank Sinatra und Charles Trenet zusammenspielte.

Als Udo Dahmen selbst zu unterrichten begann und spürte, wie sehr ihn diese Tätigkeit erfüllte, hatte er seine zweite große Passion entdeckt: die Begeisterung für die Musikvermittlung. Mit Kollegen gründete er eine private Schlagzeugschule in Hamburg

Engagement für Ausbildungskonzepte im Bereich Popularmusik

„Mich stärker für die Ausbildung im Bereich Popularmusik in ihrer ganzen Breite zu engagieren, hing entscheidend auch damit zusammen, dass es lange Zeit keine Ausbildungsmöglichkeit dafür gab. Ich habe das als Defizit empfunden.“

Immer wieder wurde ihm bewusst, dass die große Lücke, die im Bereich der umfassenden Musikausbildung für Popularmusik herrschte, unbedingt geschlossen werden müsse, erzählt Udo Dahmen. Nur im Jazz habe es an Musikhochschulen solche Bestrebungen gegeben.

Und so begann er an verschiedenen Instituten, sich dafür zu engagieren und Ausbildungskonzepte zu entwickeln. Zunächst an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl – schließlich an der 2003 gegründeten Popakademie in Mannheim.

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Udo Dahmen mit der Band Wir sind Helden zum Start der Mannheimer Popakademie 2003 (Foto: dpa Bildfunk, dpaweb | Ronald_Wittek)
Auch sie gratulierten zum Start der Popakademie: Popikonen Wir sind Helden mit Udo Dahmen im Jahr 2003

Dennoch ruht man sich nicht aus auf seinen Lorbeeren und stellt sich immer wieder neuen Herausforderungen, etwa der Auseinandersetzung mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ und seinen möglichen Folgen für das Urheberrecht in der Musik.

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Udo Dahmen selbst wird nach 20 Jahren als Künstlerischer Direktor der Popakademie am 10. Mai verabschiedet – aber er bleibt der Institution verbunden. Er wird in der neuen Initiative „POPLÄND – Dialog Popkultur“ bis Ende 2024 als Berater des Landes Baden-Württemberg tätig sein. Keine Frage – er ist ein Macher. Zur Ruhe setzen, so Udo Dahmen, sei eben einfach nicht sein Ding.

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