
Harry Styles kommt nach München, Düsseldorf und Frankfurt
Paillettenbesetzte Hütchen, Federboas, bunte Klamotten und Regenbogen-Flaggen: „Bunt“ ist das naheliegendste Wort, wenn man die Fans von Pop-Star Harry Styles beschreiben möchte. Aktuell können sie den 29-jährigen Briten wieder live sehen. Seit September 2021 ist er auf Welttournee, insgesamt 169 Konzerte werden es bis zum Tourende im Juli sein. Die letzten Stationen in Deutschland sind München, Düsseldorf und Frankfurt.
Auf der Bühne, in Interviews und im Umgang mit seinen Fans betont der Sänger immer wieder seine Unterstützung für die LGBTQ+-Community. Er schwenkt Gay- und Trans-Pride-Flaggen oder ermutigt seine Fans zum Coming-Out vor den Eltern. Jede*r soll sich auf seinen Konzerten wohlfühlen. Die Fans danken es ihm.
„Ich habe mich lange nicht mehr so sehr in meiner Queerness bestätigt gefühlt wie dort“, schreibt etwa die Journalistin Aamika Khan 2018 in einem Beitrag für das US-Magazin Them. Das liege nur teilweise an dem Sänger selbst. Es sei viel mehr die Fangemeinde, die Harry Styles anzieht. Für sie bietet der Brite, der sich betont androgyn inszeniert, eine ideale Projektionsfläche und einen starken „Queer Ally“, einen Verbündeten im Kampf gegen Homo- und Transphobie.

Platz 1 in 45 Ländern: Die Erfolgssingle „As it Was“ (2022)
Einer der sichtbaren Unterstützer der LGBTQ+-Bewegung
Als Unterstützer der LGBTQ+-Community nimmt der Sänger zwar kein Blatt vor den Mund, doch Fragen zu seiner eigenen sexuellen Orientierung quittiert er grundsätzlich mit Schweigen. Styles kokettiert mit homoerotischen Bildern, etwa im Clip zum Song „Lights Up“ oder im Film „Der Liebhaber meines Mannes“, in dem Styles einen ungeouteten Polizisten spielt.
Auch wenn aus der Klatschpresse nur Beziehungen mit Frauen bekannt sind, findet Styles die Erwartung, sich öffentlich zu einer Geschlechterpräferenz zu bekennen, überholt. 2022 kommentiert er in einem Interview mit Better Homes and Gardens:
„Es geht darum, nicht alles mit einem Label versehen zu müssen und nicht klarstellen zu müssen, welche Kästchen man ankreuzt.“

Im Rüschenkleid auf dem Cover der Vogue
Dass über die Sexualität von Harry Styles immer wieder spekuliert wird, liegt nicht zuletzt an seinem modischen Auftreten. Im Interview mit dem Guardian erklärte sich der Musiker 2019:
„Ich möchte, dass die Dinge auf eine bestimmte Art und Weise aussehen. Nicht, weil ich dadurch schwul, hetero oder bisexuell aussehe, sondern weil ich finde, dass es cool aussieht. Und mehr noch, ich weiß nicht, ich denke einfach, dass Sexualität etwas ist, das Spaß macht.“
Das Spiel mit den Geschlechtern gehört zum Markenkern von Harry Styles. Gerne zeigt er sich in Kleid, mit bunt bedruckten Blusen oder solchen mit Spitzenbesatz. Die Perlenkette machte er zum trendigen Mode-Accessoire für Männer.
Styles' Einfluss auf die Mode wird auch von der Fachwelt anerkannt: 2020 war er der erste Mann, der in einem Solo-Shoot das Cover der Vogue zierte – im bodenlangen Rüschenkleid mit schwarzem Dinner-Jackett. Das Kleid selbst wurde später zum Exponat einer Ausstellung über Männermode im Londoner Victoria & Albert Museum.
Neben allem Lob gibt es auch Kritik an Styles' Uneindeutigkeit, auch aus der queeren Szene. Der Schauspieler Billy Porter („Pose“), selbst bekannt für seinen extravaganten Modestil, kritisierte das Vogue-Cover: Für ihn als Schwarzen, schwulen Mann sei es ein politisches Statement, sich im Kleid bei Preisverleihungen zu zeigen. Styles werde als „mutig“ gefeiert, dabei gehe er als weißer, heterosexuell gelesener Mann wenig Risiko ein. Später entschuldigte sich Porter für seine Äußerungen.
Nicht erst seit Harry Styles: Wie Popstars mit den Geschlechtern spielen
Die Glam-Ikone der Generation TikTok
Harry Styles kokettiert mit der Aura der Queerness. Damit allein beschreitet er keine neuen Wege: Auch Mick Jagger, David Bowie, Freddie Mercury und Prince spielten mit den Geschlechterbildern. Doch bei Harry Styles wirkt die Grenzüberschreitung weniger provokant und aufrührerisch als bei den berühmten Vorbildern. Die Queerness, die Harry Styles verkörpert, ist entsexualisiert und, zugegebenermaßen, die eines privilegierten, weißen cis Mannes.

Im Zeitalter der sozialen Netzwerke führen queere Menschen kein Nischen-Dasein mehr. Sie vernetzen sich früh, tauschen Erfahrungen und erzeugen sich im Internet ihren digitalen Schutzraum. Mit seiner Botschaft von gegenseitiger Akzeptanz, freier Liebe und der Selbstverständlichkeit, mit der er ein neues Männderbild vertrifft, holt Harry Styles diesen Safe Space in die Konzerthallen.